Unsere beliebtesten Ausreden – Teil 3: Unfähigkeit

Eigene Unfähigkeit anzugeben, ist wahrscheinlich der einfachste und somit häufigste Weg, unangenehmen Situationen oder Veränderungen auszuweichen. Der Satz „Das kann ich nicht“ steht auf der Ausreden-Liste aller Verlierer immer unter den Top 3. Allerdings sind wir alle gefährdet, in diese Loserspirale zu geraten. Denn wer hat nicht schon mal auf diese unkomplizierte Art versucht, sein Scheitern bereits im Vorfeld damit zu entschuldigen? Sätze wie „Ich kann das nicht“ schalten nicht nur unser Gehirn ab, sondern auch unseren gesamten Körper. Denn wer glaubt etwas nicht zu können, versucht meist auch nicht etwas können zu wollen.

Im Grunde ist es ganz einfach: „Kann-ich-nicht-Menschen“ wohnen meistens in der „will-ich-nicht-Straße“. Die Betonung liegt auf „meistens“, denn es gibt auch noch andere Gründe, warum sich viele Leute hinter ihrer momentanen Unfähigkeit verstecken. Diese werden Sie im Laufe dieses Artikels kennenlernen. Grundsätzlich ist es nicht entscheidend, ob man etwas kann oder nicht. Die Frage ist, in welche Richtung man sich bewegt (oder ob man sich üherhaupt noch bewegt). In der Unfähigkeit zu verharren, ist die einzig wahre Niederlage die es gibt.

Vor nicht allzu langer Zeit arbeitete ich mit einer jungen Skifahrerin, die europaweit zu den besten Athletinnen ihrer Altersklasse gehört. Ich stellte ihr einige Aufgaben, die sie aktuell ihrer Ansicht nach noch überforderten. Ihre Reaktion auf meine Aufgabenstellung war: „Geht nicht. Das kann ich nicht.“ Meine Antwort: „Findest Du das als Ausrede nicht zu billig?“ Sie erwiderte: „Aber ich kann das nicht. Was kann ich dafür?“. Wie bereits erwähnt ist es entscheidend, in welche Richtung wir uns bewegen und wohin unsere Energie und Dynamik geht, wenn wir erkennen, dass wir etwas nicht können und aktuelle Unfähigkeit uns blockiert. Ich änderte die Richtung ihrer Dynamik mit nur einem Wort, mit dem ich ihre Formulierung ergänzte. Ihre Aussage mir gegenüber war ja praktisch: Was kann ich dafür, dass ich es nicht kann?“ Ich sagte ihr, dass sich ihr Leben verändern könne, wenn sie sich anstatt der Frage „Was kann ich dafür?“ die Frage stellt: „Was kann ich dafür tun?“

Was können Sie dafür TUN, dass Sie es können?

Dieses eine Wort, gab ihr eine komplett neue Perspektive. Ihr Denken und Handeln änderte sich schlagartig, da sie sich durch dieses eine Wort auf etwas anderes fokussierte. Plötzlich war sie nicht mehr auf ihre Unfähigkeit konzentriert, sondern auf Möglichkeiten diese Unfähigkeit zu verändern.
Die Frage die wir uns stellen müssen, wenn wir etwas nicht können ist: Was können wir dafür tun, um den momentanen Zustand zu verändern? Was hält uns davon ab, die benötigte Fähigkeit zu haben bzw. zu lernen, um auf das nächste Erfolgslevel in unserem Leben zu kommen? Folgende Faktoren sind die die Erfolgsverhinderer und gleichzeitig Lösungsansätze, um diesen Sprung zu schaffen:

Grund Nr. 1 für Unfähigkeit: Mangelndes Wissen
Etwas nicht zu können ist sehr häufig eine Folge von „sich etwas nicht zutrauen“. Dieses mangelnde Zutrauen hat in der Regel mit mangelndem Wissen zu tun. Nur wer sich mit einem Thema oder Problem wirklich beschäftigt und versucht alle Hintergründe und Inhalte des Ganzen zu verstehen, kann Lösungsstrategien entwickeln. Die meisten ungelösten Probleme scheitern daran, dass man zu wenig darüber weiß. Da Probleme unangenehm sind, verdrängt man das Ganze und blockiert somit den Aufbau von genügend Know-how. Wissen allein ist zwar noch keine Macht, aber Wissen kann eines Tages Macht verleihen, wenn man es mit anderen Erfolgsfaktoren kombiniert.
Daher mein erster Rat zur Überwindung ihrer Unfähigkeit: Lernen Sie mehr über das Problem/Thema und werden Sie zum Experten. Je mehr Sie darüber wissen, desto mehr verstehen Sie es. Auch im Sport ist es so: Je mehr ich über meinen Gegner weiß, desto genauer lerne ich seine Schwächen kennen und entdecke Strategien für Siegchancen.

Grund Nr. 2 für Unfähigkeit: Mangelnde Übung & Erfahrung
Wie bereits erwähnt: Wissen alleine ist keine Macht. Es gibt nicht selten Menschen, die sich viel Wissen über ihr Problem angeeignet haben, aber es dann dabei belassen, Know-how angehäuft zu haben. Erfolg stellt sich am Ende einzig und alleine über den Faktor „Wiederholung“ ein. Ganz gleich ob man Sportler, Chef, Verkäufer, Elternteil oder was auch immer ist. Wer nicht für Erfahrungen sorgt, kann nicht praktisch lernen. Häufig ist bildlich gesprochen eine Badewanne voll praktischer Erfahrung mehr Wert, als ein ganzer See voll theoretischer Kenntnisse. In meinem Artikel über die 10.000 – Stundenregel habe ich vor einiger Zeit bereits beschrieben, warum ständige Wiederholung zwangsläufig früher oder später zu wachsender Kompetenz und Erfolg führt. Nicht umsonst lauten die bekanntesten Erfolgsstrategien „Learning by doing“ oder „Versuch und Irrtum“ oder „Probieren geht über studieren“.
Mein zweiter Rat zur Überwindung Ihrer Unfähigkeit lautet daher: Tun Sie genau das was Sie nicht können – am besten so oft wie möglich.

Grund Nr. 3 für Unfähigkeit: Mangelnder Wille
Durchaus ist auch die Willenskraft ein entscheidender Faktor, ob Sie etwas Neues lernen können. Dabei stellt sich jetzt nicht die Frage „Wollen Sie oder wollen Sie nicht?“, sondern vielmehr „Was wollen Sie wirklich?“ Im Beispiel meiner jungen Skifahrerin war es so, dass sie die unangenehme Aufgabe bislang einfach nicht lösen WOLLTE, da sie Angst vor negativen Erfahrungen und Misserfolgen hatte. Sie wollte die Situation der Erfahrung (siehe Grund Nr. 2) also vermeiden. Doch dieses Nicht-Wollen war nur oberflächlich. Als ich sie dazu ermutigte, sich tiefer zu hinterfragen, entdeckten wir gemeinsam, was sie wirklich wollte. Eigentlich wollte Sie wachsen und das Problem endlich lösen, vor dem sie bereits seit Jahren davonlief.
Mein dritter Rat zur Überwindung Ihrer Unfähigkeit lautet daher: Gehen Sie tief in sich und überlegen Sie, was Sie wirklich wollen. Sagen Sie „Ich kann das nicht“ vielleicht nur deswegen, weil Sie Angst davor haben zu scheitern und zu versagen? Ist Ihr wahrer Wille aber nicht eigentlich doch dergestalt, dass Sie es unbedingt gerne können würden, wenn Sie wüssen, dass Sie es lernen könnten? Die Antwort auf diese Fragestellung liefert Ihnen möglicherweise nicht gleich eine Lösung, dafür aber eine grundsätzliche und wegweisende Erkenntnis. Denn wenn Sie erkennen, was Sie wirklich wollen, verstehen Sie auch, dass Sie etwas dafür tun MÜSSEN, um sich nicht durch ewiges Davonlaufen vor dem Problem, dauerhaft selbst unglücklich zu machen.

Grund Nr. 4 für Unfähigkeit: Mangelnder Glaube an sich selbst
Um etwas zu lernen was man bisher noch nicht kann, kommt man an einem Schritt nicht vorbei: dem Tun. Doch genau an dieser Stelle hält uns die Angst wieder gefangen – es ist ein Teufelskreis. Der mangelnde Glaube an sich selbst, mangelndes Selbstvertrauen und fehlende Selbstwirksamkeit halten viele Menschen oft in der Warteposition – oder härter ausgedrückt: in der ohnmächtigen Erstarrung. Man tut dann einfach nicht das was man weiß und was man will.
An dieser Stelle ist es wichtig zu verstehen, dass Selbstvertrauen ausschließlich durch Selbstbewusstsein entsteht. Nur wer sich bewusst wird, wer er selbst ist, kann beginnen Vertrauen auf diesen Erkenntnissen aufzubauen. Es ist wie bei einem Lebenspartner: Je besser Sie ihn kennenlernen, desto leichter tun Sie sich in der Regel auch, ihm/ihr zu vertrauen. Auch wenn man nach den ersten Monaten der rosaroten Verliebtheits-Brille erkennt, dass der/die Angebetete doch einige Schwächen, Fehler und Unzulänglichkeiten mitbringt, gibt einem diese Erkenntnis Sicherheit. Wenn man eine Gefahr kennt, verliert sie an Kraft. Sie sehen: Der Kreis schließt sich wieder, denn wir kommen wieder an Grund Nr. 1 + 2 (Wissen und Erfahrung) zurück. Mangelndes Vertrauen basiert immer zu einem großen Teil auf mangelndem Wissen und mangelnder Erfahrung.

Mein vierter Rat, um Ihre Unfähigkeit zu überwinden lautet damit: Sie müssen tun, wovor Sie Angst haben. Zu Beginn können Sie sicherlich öfter mal scheitern. Doch genau diese Erfahrungen bringen Ihnen neues theoretisches wie auch praktisches Wissen. Und was noch dazu kommt: Sie haben den Schritt über die rote Linie gewagt. Sie haben sich überwunden! Und je häufiger Sie sich überwinden, desto eher werden Sie erste Fortschritte erkennen. Diese Erfahrung der Selbstwirksamkeit sorgt in der Folge für steigendes Selbstvertrauen. Das Ergebnis daraus ist: Sie werden stärker und verwandeln die Ausrede „Das kann ich aber nicht“ in eine Kampfansage: „Ja, das will ich lernen/können!“

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2 Gedanken zu „Unsere beliebtesten Ausreden – Teil 3: Unfähigkeit

  1. Auch ich habe diese Antwort, kann ich nicht schon sehr oft gehöhrt, und weiß öfter nicht was ich dazu sagen soll.Deshalb gefällt mir diereser Vortrag außergewöhnlich gut.Ich weiß jetzt was ich diesen Leuten erwiedern kann.
    Vielen Dank für diesen tollen Tip.
    Mit freundlichen Grüßen
    Christiane Landmann.

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