Brot ist gefährlich – Wie falsche Zusammenhänge im Kopf erschaffen werden

Wussten Sie schon, dass Brot extrem gefährlich ist und man dies sogar wissenschaftlich belegen kann? Nein? Sie denken das ist Blödsinn? Stimmt, es ist sogar totaler Blödsinn. Allerdings kann man am Beispiel von Brotkonsum sehr schön zeigen, wie man bestimmte Zusammenhänge so herleiten und darstellen kann, dass man plötzlich meint, die Ursache schlimmer gesellschaftlicher Entwicklungen liegt wirklich am Brot. Daraus können wir viel lernen, denn es gibt viele Scheinwahrheiten die uns von anderen erzählt werden und die wir aber auch selbst in unserem Kopf erschaffen.

Korrelation ist nicht gleich Kausalität. Wie viele sind an diesem Satz wohl schon im Matheunterricht verzweifelt?! Was bedeutet diese Aussage? Korrelation ist die Beschreibung eines Zusammenhangs, der beispielsweise zwischen mehreren Ereignissen besteht. Kausalität wiederum, ist die wirkliche Ursache für das Ereignis. Oftmals entstehen in unserem Kopf seltsame Glaubenssätze, wie bestimmte Dinge miteinander korrelieren, also zusammenhängen. Sicher kennen Sie zum Beispiel die merkwürdige Verhaltensweise, dass Menschen ihre 2 Euro Münzen am Zigaretten- oder Parkkassen-Automaten beginnen zu reiben, wenn diese durch die Maschine durchgefallen sind. Was verändert sich bitte an einem 2 Euro Stück, wenn man es für 3 Sekunden an einem anderen Metall reibt? Nichts, null komma null, nada. Allerdings hat so gut wie jeder von uns schon mal die Erfahrung gemacht (oder es bei anderen beobachtet), dass nach dem Reiben der Münze am Automaten der zweite oder dritte Versuch dann klappte und der Automat die Münze annahm. Das Lustige ist: Ohne Reiben hätte dies genauso funktioniert, denn diese Aktion hat absolut keinen Effekt – weder auf den Automaten, noch auf die Münze. Da wir allerdings erlebt haben, dass es nach dem Reiben klappte, stellen wir in unserem Kopf einen Zusammenhang (Korrelation) her und erschaffen den Aberglauben, dass dies die Lösung für das Problem sei. Die wahre Ursache des Problems, übersehen wir dabei.

Es gibt noch ein wunderbares anderes überspitztes Beispiel, wie man eine solche seltsame Herleitung künstlich entwickelt, die zu einer falschen Wahrnehmung der tatsächlichen Ursachen und Zusammenhänge führen kann. In diesem Beispiel geht es um die Gefährlichkeit von Brot. (Quelle: http://www.chefkoch.de)

Wissenschaftliche Untersuchungen haben folgende unglaubliche Entdeckungen zum Thema Brot ergeben:
1. Mehr als 98 Prozent aller verurteilten Verbrecher sind Brotesser.
2. Die Hälfte aller Kinder, die in einem Haushalt mit Brot aufwachsen schneiden bei Intelligenztests unter dem Durchschnitt ab.
3. Im 18. Jahrhundert, als jedes Brot noch zu Hause gebacken wurde, war die allgemeine Lebenserwartung höchstens 50 Jahre. Plötzlicher Kindstod, Tod bei Geburt, Typhus, Gelbfieber und Grippe waren unverhältnismässig weit verbreitet.
4. Mehr als 90 Prozent aller Verbrechen wurden innerhalb 24 Stunden nachdem Brot konsumiert wurde begangen.
5. Brot wird aus einer Substanz mit Namen „Teig“ hergestellt. Es ist bewiesen, daß ein Pfund Teig eine Maus töten kann. Der durchschnittliche Europäer isst mehr als die doppelte Menge jeden Monat!
6. Primitive Völker, die kein Brot kennen, kennen auch keinen Krebs, Alzheimer, Parkinson oder Osteoporose.
7. Brot wird als abhängig machend eingestuft. Versuchspersonen, die nur Wasser gefüttert wurden, bettelten nach schon zwei Tagen nach Brot.
8. Brot kann als Einstiegsdroge gesehen werden. Die meisten Konsumenten nehmen es mit anderen Substanzen, wie Butter, Marmelade und sogar kaltem Aufschnitt zu sich.
9. Neugeborene Menschen brechen von Brot.
10. Die meisten Brotkonsumenten können nicht mehr unterscheiden zwischen echten wissentschaftlich fundierten Erhebungen und dämlichem statistischem Mumpitz.

Deshalb fordern wir:
1. Kein Brotverkauf an Minderjährige.
2. Eine deutschlandweite Kampagne „Sag nein zu Toast!“ mit Werbespots und Aufklärungsplakaten.
3. Eine neue Strafsteuer von 50% auf Brot, um die verheerenden Auswirkungen des Brotkonsumes zahlen zu können und die Krankenkassen zu entlasten.
4. Es dürfen bei der Bewerbung von Brot keine Menschen, Tiere oder
nette Farben gezeigt werden, die das Brot in einem ungefährlichen Licht erscheinen lassen könnten.
5. Die Etablierung von „Brotfreien Zonen“ um Schulen.

Ich hoffe Sie haben bei diesen Auflistungen ebenso herzlich gelacht wie ich. Allerdings hat die Sache auch einen ernsten Hintergrund (…keine Sorge, es ist nicht das Brot). Oftmals werden uns Scheinwahrheiten in Medien, der Politik oder auch anderen Lebensbereichen „verkauft“. Es werden Zusammenhänge zwischen Ereignissen erschaffen werden, die mit der eigentlichen Ursache überhaupt nichts zu tun haben. Doch nicht nur das – wir erschaffen die gleichen Illusionen auch selbst in unserem Kopf.

Man hat beispielsweise Stress mit der eigenen Ehefrau, die sich nach vielen Jahren plötzlich über Dinge an einem aufregt, von denen man fürher nie etwas gehört hat. Man erfährt gleichzeitig, dass die Chefin bei Kollegen über einen gelästert hat und merkt dann auch noch, dass die zwei besten Freundinnen schon seit 5 Monaten den Kontakt nahezu eingestellt haben, da sie mit der eifersüchtigen Ehefrau nicht klar kommen. Allerdings haben sie einem selbst davon nie etwas gesagt. Nun entsteht der Glaubenssatz: „Frauen reden immer hintenrum und können nie klar ihre Meinung offen sagen. Frauen sind falsche Schlangen und daher gefährlich. Frauen und ich – das passt nicht zusammen.“ Auf die Frage „Was sind denn ihre größten Probleme im Leben“, antwortet der Mann dann: „Ulla, Ute und Tanja“. Hier wird ein Zusammenhang im Kopf erstellt, der so nicht zutreffend ist. Zwar gibt es gewisse Zusammenhänge, allerdings stehen die nicht miteinander in Verbindung und haben zumeist auch nicht die gleiche Ursache.

Dies geht uns oft auch mit anderen Menschen so, über die wir urteilen. So gab es in den letzten Jahrzehnten ein paar legendäre Interviews mit so manchem Fußballprofi, der sich nicht ganz so elegant ausdrücken konnte. Zugegebenermaßen waren da auch wirklich ein paar Leute dabei, die einen Schwachsinn ins Mikrofon plapperten, dass man dahinter schon eine gewisse Intelligenzallergie vermuten könnte. Doch was entstand in der Folge daraus für ein Glaubenssatz in großen Teilen der Bevölkerung über Fußballprofis? „Fußballer sind dumm“. Wahlweise können Sie die Fußballer auch durch Boxer ersetzen. „Die ständigen Kopfbälle (Schläge) tun denen im Oberstübchen einfach nicht gut“, so heißt es dann. Schnell ist ein Neurologe an der Hand, der dann im Hartz IV TV bei RTL natürlich auch noch wissenschaftlich belegt, dass bei jedem Kopfball tatsächlich ein paar Gehirnzellen durch den Aufprallschock über den Jordan wandern. Dass dies mit der Intelligenz eines Menschen aber erstmal überhaupt nicht viel zu tun hat, wird dabei einfach ignoriert.

Wir müssen aufpassen, dass wir nicht auch in Bezug auf unsere eigene Person solche seltsamen Herleitungen erschaffen. Die Ursache (Kausalität) eines Ereignisses hat sehr häufig überhaupt nichts mit bestimmten scheinbaren Zusammenhängen zu anderen Ereigenissen zu tun. Ich persönlich dachte früher beispielsweise immer, dass ich grundsätzlich ein Mensch bin, der in wichtigen Momenten versagt. „So bin ich halt“ dachte ich. Woher entstand mein alter Glaubenssatz? Es gab ein paar Situationen in meinem Leben, wo ich in wichtigen Prüfungssituationen tatsächlich versagte. Das waren Matheprüfungen in der Schule (die ich vergeigte, weil ich stinkfaul war), mündliches ausgefragt werden vor der Klasse (Angst vor dem ausgelacht werden) oder auch so manches wichtiges Tennismatch, das ich verlor. Aus diesen vereinzelten Ereignissen formte ich eine zusammenhängende Einheit und schlussfolgerte „Ich kann eben in wichtigen Momenten keine Leistung abrufen. Ich bin ein Schisser“. Ursache erkannt, Deckel drauf, aus die Maus. Doch das war komplett falsch und später konnte ich dieses Sabotageprogramm in meinem Kopf auch entlarven und dafür ein besseres Programm installieren. Ich übersah völlig, was ich alles schaffte, wieviele wichtige Situationen ich meisterte und dass die Gründe für ein bestimmtes Scheitern in einem speziellen Moment ganz andere Hintergründe hatte, als in einem anderen Fall.

Lassen Sie sich also keinen Blödsinn erzählen und Lügenstatistiken auftischen, mit denen man Ihnen Ihre Stimmung vernebelt und Sie in eine bestimmte Denkrichtung manipuleren will. Vieles von dem, was erzählt wird und angeblich „wissenschaftlich belegt“ ist, sind künstliche Zusammenhangsgebilde, die in der Kausalität überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Achten Sie allerdings vor allem darauf, sich solche Zusammenhänge nicht selbst im Kopf zu erschaffen. Das können Sie üben. Probieren Sie es doch einfach das nächste Mal am Automaten aus, wenn Ihre Münze wieder durchfällt. Reiben Sie nicht :-)

Herzliche Grüße, Ihr Steffen Kirchner

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