Dankbarkeit: Vom „Glück haben“ zum „glücklich sein“

Wenn mich Menschen fragen, was sie tun können um erfolgreicher und glücklicher werden zu können, antworte ich meist: „Trainieren Sie Ihre Dankbarkeit.“ Ist Ihnen bewusst, dass echte Dankbarkeit im Leben tatsächlich den Unterschied ausmachen kann? Ist Ihnen bewusst, dass vor allem auch der Faktor Dankbarkeit damit zu tun hat, warum z.B. Roger Federer einer der finanziell erfolgreichsten aber gleichzeitig eben auch beliebtesten und offensichtlich glücklichsten Topsportler auf diesem Planeten ist? Im Gegensatz zu ihm wirken andere ähnlich erfolgreiche und wohlhabende Stars nur noch wie ein Schatten ihrer selbst. Das ist kein Zufall, denn all das hat mit dem Faktor Dankbarkeit zu tun, der den Unterschied zwischen Glückskindern und glücklichen Glückskindern ausmacht.

Lebensglück ist eine Frage der persönlichen Wahrnehmung und nicht eine Frage der persönlichen Vergangenheit – Punkt. Eine harte und vielleicht auch unangenehme Wahrheit. Dennoch ist sie wahr. Kürzlich reagierte eine junge Frau auf meine Aussage relativ aggressiv: „Sie reden sich leicht, Kirchner. Und was sagen Sie dann Menschen die Schicksalsschläge erlitten haben, Menschen die in armen Ländern oder in Gefangenschaft leben oder gegen eine schwere Krankheit kämpfen? Ist es bei denen dann auch alles einfach nur eine Frage der Wahrnehmung ob sie Glück empfinden?“ So seltsam es klingt, aber die Antwort lautet: Ja!

Der Erfolgs- und Glücksfaktor Dankbarkeit ist deshalb so interessant, da man mit ihm nicht auf die Welt kommt. Dankbarkeit ist eine innere Haltung, die man annehmen kann oder eben auch nicht. Dankbarkeit ist ein zu großen Teilen auch kognitiv steuerbarer Entwicklungsprozess im Rahmen der eigenen Persönlichkeitsentfaltung, den man im Gegensatz zu Motivation durchaus trainieren kann. Denn es ist tatsächlich erlernbar, Dankbarkeit gegenüber einer Person oder Situation zu empfinden, mit der man zuvor noch negative Gefühle verband.
Viktor Frankl, der berühmte österreichische Neurologe und Psychiater, erlebte als jüdischer Gefangener viele Jahre lang verschiedenste Konzentrationslager in der schlimmen Zeit des Dritten Reichs. In seinem Buchbestseller „…trotzdem Ja zum Leben sagen“ beschreibt er eindrucksvoll, was ihm in dieser unheimlich qualvollen und schwierigen Zeit die Kraft gab, dennoch zuversichtlich zu bleiben und einen inneren Weg zum Überleben zu finden. Trotz seiner unglaublich leidvollen Erfahrungen in der Vergangenheit, blickte Frankl danach stets mit Dankbarkeit auf sein Leben zurück. Er hatte die großartige mentale und emotionale Leistung vollbracht, die Erfahrung des Bösen und des Guten im Leben in Relation zueinander zu setzen und daraus einen persönlichen Lebenssinn zu entwickeln, der ihm nach der Gefangenschaft die Kraft für neue Aufgaben und eine echte Lebensmission gab. Originalzitat Frankl: „Es kommt nie und nimmer darauf an, was wir vom Leben zu erwarten haben, vielmehr lediglich darauf: was das Leben von uns erwartet.“ Und weiter: „Einer der letzten menschlichen Freiheit ist, seine Einstellung unter welchen Umständen auch immer frei wählen zu können und einen eigenen Weg wählen zu können.“

Überdenkt und analysiert man Frankls weise Worte genau, beginnt man den Unterschied zwischen „Glück haben“ und „glücklich sein“ zu verstehen. Frankl hatte in seinen Jahren als junger Erwachsener alles andere als Glück. Vielmehr erlebte er größtes Unglück, gegen das er sich nicht wehren konnte und was sein Leben für immer beeinflussen sollte. Glück zu haben ist ein Geschenk, das man nicht selbst bewusst verursachen oder kontrollieren kann. „Glücklich zu sein“ ist dafür umso mehr ein Produkt einer inneren Haltung und Sichtweise, ganz gleich in welcher Lebenssituation man steckte oder steckt. Daher Frankls Satz: „Einer der letzten menschlichen Freiheit ist, seine Einstellung unter welchen Umständen auch immer frei wählen zu können….„.
Echtes Glück ist ein Effekt, der sich nicht erhaschen lässt. Diese Erfahrung machen früher oder später alle jene, die dem Glück hinterherlaufen und versuchen es zu jagen. Dabei entsteht wirkliches Glück ausschließlich durch innere Dankbarkeit und ein klares Bewusstsein für dankenswerte Erlebnisse oder Möglichkeiten. Wo sonst soll man dieses Gefühl also finden, wenn nicht in einem selbst?
Genau aus diesem Grund sind Menschen die oftmals viel Glück haben alles andere als glücklich. Sie erhalten vom Leben zwar große Geschenke, haben aber den Blick dafür sowie den tieferen Sinn darin (noch) nicht entwickelt. Diese fehlende Einstellung führt zu einer Blindheit, da nicht gesehen und erkannt wird, in welcher Situation man selbst tatsächlich steckt und wofür man hierbei dankbar sein könnte.

Wie steht es um Ihre Dankbarkeit?

Sind Sie glücklich und dankbar? Wo würden Sie auf einer Skala von 0-100 den Wert Ihres persönlichen Glückslevels festlegen? Bei 40 bis 50? Oder sogar bei 80? Lassen Sie uns doch ein kleines Experiment dazu wagen und über folgende Fakten nachdenken:

| Wenn Sie heute morgen gesund aufgewacht sind, sind Sie besser dran als viele Millionen von Menschen, die wegen Krankheit das Ende dieser Woche nicht mehr erleben werden.
| Wenn Sie noch niemals die Angst vor einem Krieg empfunden haben, die Einsamkeit der Gefangenschaft, die Todesangst vor Folterung oder den unglaublichen Schmerz des Hungers, geht es Ihnen besser als 500 Millionen Menschen auf der Welt.
| Wenn Sie zu Ihrer Kirche oder sonstigen Glaubenseinrichtung gehen können, ohne Angst haben zu müssen, belästigt, verhaftet, gefoltert oder sogar umgebracht zu werden, geht es Ihnen besser als rund 3 Milliarden Menschen auf der Welt.
| Wenn Sie etwas zu Essen im Kühlschrank haben, Kleidung besitzen sowie ein Dach über dem Kopf und einen Platz zum Schlafen haben, dann haben Sie damit mehr Glück als 75% aller Menschen auf dieser Welt.
| Wenn Sie Geld auf der Bank haben und etwas im Geldbeutel, dann gehören Sie schon zu den reichsten 8% aller Menschen auf dieser Welt.
| Wenn wir die Erdbevölkerung auf genau 100 Menschen reduzieren würden und dabei alle heutigen Verhältnisse beibehalten, wäre folgendes Fakt:
· 80 davon würden in unwürdigen Wohnungen leben
· 50 davon wären unterernährt
· 1 (ja, wirklich nur 1) davon hätte eine höhere Bildung
· 1 davon besäße einen Computer
Sehr wahrscheinlich würden Sie zu den 20% Leuten mit einer vernünftigen Wohnung genauso gehören, wie auch zu der glücklicheren Hälfte der Menschheit, die normal ernährt ist. Und Sie wären von allen 100 Leuten der eine einzige, der einen Computer besitzt (und vielleicht sogar auch noch eine etwas höhere Bildung).
Ach ja, und wenn Sie diesen Text von mir lesen können, besitzen Sie eine Fähigkeit, die weltweit aktuell mehr als 2 Milliarden Menschen versagt ist, da sie nie lesen lernen konnten/durften.

Merken Sie was? Glück haben und glücklich sein sind zwei unterschiedliche Dinge. Wir haben soviel Glück, aber wir merken es oft nicht mehr, da unsere Aufmerksamkeit nicht mehr darauf ausgerichtet ist. Aus diesem Grund stellt sich auch keine Dankbarkeit ein, was ein mangelndes Glücksgefühl nunmal unausweichlichzur Folge hat.
Persönliches Glücksgefühl kann mit bewusster Wahrnehmung deutlich beeinflusst werden. Ich wette darum: Wenn Sie sich diese Fakten Ihres großen Glücks nochmal bewusst durchlesen, dann würden Sie Ihren vor wenigen Minuten festglegten Glückswert jetzt doch noch mal um ein paar Punkte nach oben schrauben, richtig? Logisch. Weil Sie in diesem Moment große Dankbarkeit für das empfinden, was Sie „zum Glück“ alles haben und Sie für einige Momente all das vergessen, was Ihnen angelblich alles fehlt. Sie sehen: Dankbarkeit ist der Schlüssel zum echten Glück. Trainieren Sie Ihre Wahrnehmung dafür. Niemand kann Sie davon abhalten – es ist alleine eine Frage Ihrer persönlichen Einstellung und Entscheidung.

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6 Gedanken zu „Dankbarkeit: Vom „Glück haben“ zum „glücklich sein“

  1. Lieber Herr Kirchner,
    schön dass es Sie gibt und dass ich Sie am Samstag in Hof erleben durfte. Sie bereichern meine Vorstellungskraft und lassen mich, wie in dem Beitrag zum Glück, wieder an die wichtigen Dinge im Leben denken.
    Vielen Dank dafür!
    Ich werde Ihre Beiträge weiterhin verfolgen und bin sicher, dass ich noch viele Anregungen von Ihnen erhalten werde.
    Liebe Grüße
    Ute Peppermüller

  2. Hallo Herr Kirchner,
    Sie sprechen mir zutiefst aus der Seele, denn oft sage ich“ seit nicht so undankbar“ es gibt so viele kleine Momente im Leben, die uns erstrahlen lassen, wenn wir sie bemerken, erkennen, sehen, fühlen können und diese Gabe haben wir Menschen .
    Es war toll Sie in Hof erleben zu dürfen.
    VLG

  3. Hallo Hr. Kirchner
    Ich bzw. Wir haben uns sehr gefreut Sie i Hof erleben zu dürfen.
    Mein Schatz und ich hatten uns gerade frisch gefunden und sind sehr dankbar dafür. Das war unser erster gemeinsamer Tag.
    Herzlichen Dank für Ihre Worte und Darstellungen. Wir fanden Sie beide gigantisch.
    Gerne komme ich auf Ihr ausgesprochenes Angebot zurück und möchte Sie um die präsentierten Folien bitten.
    Herzlichen Dank im Voraus.
    Ganz liebe Grüße aus Augsburg von mir und aus der Nähe von Stuttgart von meinem Günter.

    • Hallo liebe Frau Fuhrmann,
      Mensch das ist ja eine süsse Geschichte :-) Ich freue mich sehr für Sie beide und wünsche Ihnen eine lebenslange glückliche und erfüllte Partnerschaft!
      Die versprochenen Folien vom Vortrag in Hof können Sie durch die folgenden einfachen Schritte erhalten:
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      4.: Loggen Sie sich im internen Bereich ein. Dort finden Sie dann u.a. auch die Folien vom Vortrag, mit den Links zu allen Videos etc. zum kostenlosen Download.

      Noch ein Tipp für Sie, da Ihnen meine Inhalte gefallen: Abonnieren Sie meinen Youtube Kanal: http://www.youtube.com/user/steffenkirchner1). Dort werden in Kürze regelmäßig neue inspirierende Inhalte zu sehen/hören sein.

      Herzliche Grüße und alles Gute,

      Steffen Kirchner

  4. Herzlichen Dank, Steffen Kirchner,
    vor lauter Problemen sieht man die Dankbarkeit nicht.
    Vielen herzlichen Dank für das ÖFFNEN der Augen.
    DANKBARKEIT in Allem sehen.
    Vielen DANK nochmals,
    mit den besten Grüßen,

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