Wer glaubt, ich sei schon immer erfolgreich und zielstrebig gewesen, der irrt. In meiner Schulzeit lautete mein Motto: Der 4er ist der 1er des kleinen Mannes. Meine Eltern sowie meine ehemaligen Lehrer können ein Liedchen davon singen. Eigentlich eine für mich unnatürliche Haltung, denn von Natur aus bin ich ein hochgradig neugieriger, engagierter und ehrgeiziger Mensch. Doch unser Schulsystem und so mancher Lehrer mit verfehlter Berufseinstellung, schafften es gekonnt, diese Begeisterung vorübergehend auf Eis zu legen. Bei einem kürzlichen Wiedersehen, mit einem ungeliebten Lehrer aus frühester Jugend, wurde mir wieder mal eindrucksvoll bewusst, was am Ende tatsächlich den Ausschlag dafür gab, das mein Leben dann doch erfolgreich verlief. Hier die Geschichte….
Der Biologielehrer mit dem fehlenden Sinn für Menschenentwicklung
Das Leben ist manchmal kurios. Vor wenigen Tagen sprach mich in der Stadt mein ehemaliger Biologielehrer aus der 6. Klasse an. Damals ein Ekelpaket, der den respektvollen Umgang mit jungen Menschen wirklich nicht erfunden hatte (vorsichtig ausgedrückt). Der Mann war kein Experte darin, Jugendliche aufblühen zu lassen, sondern eher darin, kleine zarte Pflänzchen emotional niederzutrampeln – und das als Bio-Lehrer.
Eine meiner bleibenden Erinnerungen an ihn ist, dass wir einen Biologie-Test (es ging über Tiere wie Schweine etc.) zurückbekamen in der ich die erste 5 meines Lebens hatte. Er übergab mir das Blatt mit den für mich unvergesslichen Worten: „Bravo Kirchner, da wird sich der Vater freuen. Auf so einen dummen Sohn wird er sicher stolz sein.“ Meine Antwort damals: „Das ist dem egal. Der will dass ich Steuerberater in seiner Steuerkanzlei werde, und nicht Schweinezüchter.“ Dieser Satz war zwar schlagfertig, hat aber damals nicht zur Stimmung beigetragen. Mein 1. Verweis war zum Greifen nahe: Begründung (Zitat): „Freche Widerrede des Schülers“. Klar. Für freche Widerreden von Schülern gibt es schnell eine offizielle Abmahnung – für widerliche Frechheiten von Autoritäten (oder jenen, die es gerne wären) nur selten.
Gott sei Dank hatte ich großartige Eltern und überwiegend auch gute, einfühlsame Lehrer, die im richtigen Beruf waren und verhindern konnten, dass meine Lust aufs Lernen damals total zerstört wurde.