Ein starkes Durchhaltevermögen wird zwar überall als erstrebenswerte Eigenschaft propagiert, aber es kann den persönlichen Erfolg nicht nur fördern, sondern ihm auch erheblich schaden. Manchmal ist Aufgeben eben doch eine Lösung. Und zwar die richtige. Menschen, die denken, niemals aufgeben zu dürfen, können in eine gefährliche Spirale geraten. Die wichtigsten Fakten, um Dich vom „Never give up“-Mythos zu befreien, habe ich Dir hier zusammengestellt.
Eigentlich liegt die Antwort schon in unserer Kindheit, denn wir kennen fast alle den Spruch „Sag niemals nie!“. Trotzdem begegnen uns die Mottos „Gib niemals auf!“ oder „Never give up!“ – weil natürlich cooler in Englisch – ständig. Die sozialen Netzwerke sind voll davon. Fakt ist, Erfolg ohne Durchhaltevermögen ist in keinem Lebensbereich auf Dauer möglich. Durch die Absolutheit, das „niemals“ oder „never“, wird aus einer guten Eigenschaft aber ein gefährlicher Apell. Er wird übertrieben und undifferenziert für jede Person in jeder Situation angewendet. Stellt man das Durchhaltenmüssen als alternativlos dar und das Aufgeben als Schwäche und Markenzeichen aller Erfolglosen, werden die Menschen quasi totmotivert.
Aufgeben ist eben NICHT immer der bequeme Weg
Wer aufgibt ist schwach oder faul und wählt den leichten Weg. Wer erfolgreich ist, hat einen starken Willen, glaubt an seine Träume, hält durch trotz aller Widerstände. Das sind die zwei Pole die wir im Kopf haben. Ich bewundere natürlich auch Erfolgsgeschichten von Persönlichkeiten, die sich von ihrem Weg nicht haben abbringen lassen. Diese Storys können eine große Inspirationsquelle sein. Heldengeschichten ermutigen uns, aber wo sind die Geschichten der Menschen, die am Ende ihres Leidensweges nicht zum Champion wurden? Warum wird nicht vom Schmerz berichtet, den man sich hätte ersparen können, hätte man früher erkannt, dass der Traum eigentlich eine Illusion ist, weil man überhaupt nicht die Voraussetzungen und das Talent dafür mitbringt? Wem tun viele der Castingshowkanditaten denn bitte nicht leid und wer würde nicht gerne zu ihnen gehen und sie schütteln und ihnen sagen, dass sie sich ein anderes Ziel setzen sollen? Warum wird nie von denjenigen erzählt, die zwar niemals aufgegeben haben, aber am Ziel feststellen mussten, dass es besser gewesen wäre, sie hätten es getan?
Durchhalten oder Loslassen? Einfach ist beides nicht!
Die Antwort ist recht einfach: weil es lukrativer ist nur die Erfolgsgeschichten zu erzählen und Menschen ein Gefühl der Hoffnung zu schenken, nach der wir uns gerade in schweren Zeiten alle sehnen. Und weil Menschen im Loslassen noch viel schlechter sind als im Ausharren. Aber unsicheren Menschen grundsätzlich einzureden, immer weiter an sich und ihren Weg glauben zu müssen, ist fahrlässig.
Beide Wege, das Durchhalten und das Loslassen verursachen Schmerz. Aber auf unterschiedliche Art. Ein Grund, warum viele am Bekannten festhalten, selbst wenn es sie unglücklich macht: Sie müssen etwas aufgeben und sie wissen nicht, was alternativ auf sie zukommt. Das erfordert Mut und Stärke.
Hermann Hesse hat schon geschrieben: „Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen.“ Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen. Erst durch das Loslassen von guten, aber dennoch für mich nicht stimmigen Berufswegen bin ich auf meinen heutigen Traumberuf gekommen. Über meine eigene Geschichte erfährst Du ganz viel in der ersten Folge meines Podcasts (oder über libsyn oder spotify). Ich habe Sachen losgelassen, obwohl sie vielversprechend aussahen. Doch wer Altes nicht loslässt, hat keine Hand frei für etwas Neues.
Wer A sagt, muss nicht B sagen
Dass unerbittliches Ausharren nicht nur an der Psyche, sondern auch am körperlichen Wohlbefinden, zerrt, bestätigen ebenso einige Studien. Drei Studien des Motivationsforschers Carsten Wrosch zeigen beispielsweise, dass Menschen, die in der Lage sind, sich von unerreichbaren oder sinnlosen Zielen zu lösen, glücklicher sind als diejenigen, die weiterhin daran festhalten. Außerdem fand er mit seinem Team heraus, dass das Aufgeben überdimensionierter Ziele auch zur Steigerung des körperlichen Wohlbefindens führt. Einer der simplen Gründe dafür ist, dass die Produktion des Stresshormons Cortisol zurückgeht.
Du siehst, Du musst nicht immer alles durchhalten, was Du angefangen hast oder von dem Du einmal dachtest, es sei Dein Weg. Jetzt ist nur noch die Frage, woher man weiß, dass es besser ist, aufzugeben oder weiterzumachen. Und wann ist der richtige Zeitpunkt ohne zu früh alles hinzuschmeißen? Die Kunst des Aufgebens liegt nämlich im richtigen Timing. Tipps, wie Du den richtigen Zeitpunkt für Dich erkennst, gebe ich Dir in meinem nächsten Blogartikel.
Herzliche Grüße
Dein Steffen Kirchner
Bin schon sehr gespannt. Vielleicht hilft es mir, die richtige Entscheidung zu treffen
Ich glaube auch, das ein Loslassen manchmal einfach besser ist. Meist sind da einfach Ängste oder Bdenken weil man schon soviel in ein Projekt oder Beziehung investiert hat.