Goldene Regeln für den Umgang mit komplizierten Menschen

Wie geht man eigentlich mit komplizierten und schwierigen Menschen um? Ich glaube, diese Frage stellt sich jeder von uns ziemlich häufig. Doch gibt es überhaupt komplizierte Menschen? Ich verrate Dir jetzt, wie ich es gelernt habe, solche Begegnungen mit scheinbar komplizierten, schwierigen, manchmal griesgrämigen oder verärgerten Menschen zu lösen.

Ich habe ein Beispiel für Dich: Vor einigen Jahren wurde ich für ein Seminar in einer Firma in der ehemaligen DDR gebucht. Stopp – ehemalige DDR? Weshalb dieser bewusst gewählte Ausdruck? Gerade zum damaligen Zeitpunkt, es ist bestimmt schon acht Jahre her, war es so, dass meine Art der Arbeit, die mit Motivationspsychologie und Persönlichkeitsentwicklung zu tun hat, dort natürlich noch ein bisschen neuer zu sein schien als es vielleicht es im Westen damals der Fall war. Mittlerweile hat sich dort schon einiges getan.

Die Firma, die mich beauftragt hatte, beschäftigte handwerkliche orientierte Mitarbeiter, die Spezialschuhe für Menschen mit Gehbehinderung herstellten. Vereinbart war ein Workshop mit 20 bis 25 Personen, der mittags starten sollte. Das heißt, die Mitarbeiter kamen direkt von ihrer handwerklichen Arbeit im Blaumann und hatten zuvor sich geistig noch nicht auf den Workshop eingestellt. Es handelte sich definitiv um Menschen, die durch meinen Workshop in eine neue Welt eintauchen. Gleichzeitig war es das erste Mal, dass diese Firma eine solche Maßnahme für ihre Mitarbeiter angeboten hatte.

Bei meiner Ankunft war die Firma allerdings überhaupt nicht vorbereitet. Der Chef wirkte völlig überrascht, mich zu sehen und hatte leider noch nicht einmal einen Raum vorbereitet. Zunächst fiel ihm der Aufenthaltsraum ein, in dem die Kollegen auch mal in Ruhe ihr Bier trinken. Er schlug vor, es dann in seinem Büro zu machen, das wir dann umstellten. Es fehlten allerdings noch der Beamer und eine Leinwand für meine Präsentation, die ich natürlich vorbereitet hatte. Ein Beamer wurde dann tatsächlich nach einigem Hin und Her gebracht. Die Staubschicht auf der Schachtel des Beamers sprach jedoch Bände, bestimmt war er seit fünf oder sechs Jahren nicht mehr benutzt worden. Eine Leinwand gab es allerdings nicht und so wurde ein weißer Karton ins Fenster eingeklemmt und diente als Leinwand. Das Setting war also nicht unbedingt das Beste, aber es stellte kein riesiges Problem für mich dar.

Bilde Dir eine eigene Meinung

Ca. zehn Minuten vor Veranstaltungsbeginn – es war noch niemand der Mitarbeiter im Raum – kam der Chef auf mich zu und sagte: „Es gibt noch eine Sache, die Sie wissen müssen: Es gibt einen Mitarbeiter bei uns, der nicht weiß, was heute passiert oder worum es geht.“ Ich war überrascht und hakte nach. Die Antwort lautete, dass dieser Mitarbeiter öfters mal aggressiv oder handgreiflich werde. Ich entgegnete: „Ja super. Und was haben sie jetzt vor? Wollen Sie ihn überraschen? Vielleicht wäre es einfach besser, wenn sie ihm sagen, was heute hier passiert.“ Der Chef erwiderte nur: „Mit dem kann man nicht reden und wir haben schon vieles versucht. Er ist ein ganz schwieriger Mensch – ein komplizierter Zeitgenosse und wir wissen nicht so richtig wie man ihm das beibringen soll. Deswegen haben wir mal lieber nichts gesagt. Sie werden ihn erkennen, wenn er reinkommt.“

Wenige Minuten später geht die Tür auf und die ersten Mitarbeiter kommen herein. Tatsächlich erkannte ich ihn sehr schnell: Mann kam herein, der einen ganz harten Gesichtsausdruck hatte und ganz anders als die anderen wirkte.

Brich das Eis

Eine kurze Bemerkung am Rande: Zu Beginn meiner Karriere hatte ich noch ein anderes Styling. Ich trug orangene Hemden (ob man das jetzt schön findet oder nicht, sei dahingestellt) und ich trage sie heute nicht mehr, weil sich mein Geschmack natürlich auch geändert hat. Jedenfalls kam dieser Typ tatsächlich mit einem ebenso knall-orangenen Hemd in den Raum und bis dahin hatte ich außer mir selbst noch nie jemanden in so einem knall-orangenen Hemd gesehen.

Ich ging instinktiv auf ihn zu und sagte zu ihm: „Endlich mal ein Mann, der einen richtig guten Klamottengeschmack hat!“ Dabei klopfte ich ihm anerkennend und freundlich auf die Schulter. Er guckte mich an, als käme ich vom Mars. Er stand vor mir offenem Mund und brachte kein Wort heraus. Ich ging wieder nach vorne in meinen Bereich zum Beamer und verteilte Skripte zum Seminar. Es herrschte absolute Stille im Raum, als dieser Mann mit einer lauten und rauen Stimme fragte: „Was ist denn das hier und was machen wir heute überhaupt? Warum hat mich niemand informiert und warum bin ich wieder mal der Einzige, der nicht weiß, worum es geht?“

Wie Du weißt, komme ich aus dem Profisport. Ich war selber im Tennis-Leistungssport aktiv und heute unterstütze ich Profisportler dabei, erfolgreich zu sein. Gerne gebe ich mein Wissen um die Tipps und Tricks aus dem Profisport auch an Unternehmen und Privatleute weiter. Dies erzählte ich auch der Gruppe vor mir. Der Mann war positiv überrascht: „Ich finde das super finde und es ist schön, das mal zu erfahren, wenn anscheinend hier nie jemand mit mir redet.“

Unvoreingenommenheit wirkt Wunder

Am Ende des Tages verlief der Workshop wunderbar und genau dieser Teilnehmer, mit der angeblich komplizierten und aggressiven Persönlichkeit war der mit Abstand beste und aktivste Teilnehmer, der die meisten Fragen gestellt hat und der sich am meisten eingebracht hat. Er zog bei jeder Übung mit und war die ganze Zeit über aufmerksam und gab mir auch den längsten Applaus.

Der Firmenchef kam im Anschluss zu mir und war dankbar: „Herr Kirchner, ich muss Ihnen sagen, ich habe heute mehr über mich und das Thema Führung gelernt als in den letzten 25 Jahren meine Geschäftsführertätigkeit. Es lag nicht nur an ihrem Workshop, sondern wie Sie mit diesem einen Mitarbeiter umgegangen sind. Ich habe heute gelernt, dass es keine aggressiven Mitarbeiter gibt. Wenn man auf einem Menschen anders zugeht, als er es gewohnt ist, dann zeigt er auch eine andere Seite.“ Ich antwortete: „Herzlichen Glückwunsch für Sie zumindest hat sich dieser Tag heute sehr gelohnt.“

Du wirst solche Menschen oder Situationen sicher auch schon öfters erlebt haben. Menschen werden schnell in Schubladen gesteckt – und dann verhalten sie sich auch eben genau so, wie ihre Rolle es verlangt.

Hör auf mit dem Schubladen-Denken!

Solange Du einen Menschen in eine Schublade steckst, hast du eine bestimmte Erwartung an diesen Menschen. Im englischen gibt es den Begriff self-fulfilling-prophecy, es ist das Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung: Die Schublade, in die Du einen Menschen aufgrund Deiner Erwartungshaltung steckst, wird er durch sein Verhalten wahrscheinlich auch bestätigen. Diesen vermeintlich aggressiven Mitarbeiter habe ich bewusst nicht in diese Schublade gesteckt.

In vielen Einzelcoachings habe ich gelernt, dass egal woher ein Mensch kommt und egal was er in seinem Leben angestellt, egal was der vielleicht auch manchmal für eine Schuld auf sich geladen hat, indem er schlimme Dinge getan hat, immer habe ich mir die Frage gestellt: Was ist dieser Mensch noch außer darüber hinaus, was ich schon von ihm weiß oder was mir über ihn erzählt wurde. Was steckt hinter der Maske und spielt er nur die erwartete Rolle? Dieser aggressive Mitarbeiter ist ja nicht aggressiv auf die Welt gekommen. Es geht nicht darum, ihn von der Verantwortung von Vorfällen in der Firma freizusprechen.

Jeder Mensch hat verschiedene Rollen und Masken

Es gibt irgendeinen Auslöser, einen Knopf, der bei ihm gedrückt wird, sodass er ein bestimmtes Verhalten zeigt. Aber dieses Verhalten einer Person musst Du trennen von der Person selbst. Denn jeder Mensch hat verschiedene Masken genauso wie Du in Deinem Kleiderschrank verschiedene Klamotten hast. Versuche, Menschen aus der Schublade rauszunehmen und mal einen anderen Aspekt in ihnen zu entdecken. Wenn Du weißt, Du triffst gleich Herrn X oder Frau Y und Du hast vielleicht schon etwas gehört über diesen Menschen oder Du hast schon selbst mit der Person einige Erfahrungen gemacht, dann steckt diese Person für Dich bereits in der XY-Schublade.

  • Trenn Dich davon und versuche, etwas Neues zu entdecken.
  • Such nach dem Positiven, wenn du schon das Negativ in Deinem Kopf hast.
  • Sei Menschen gegenüber offen, respektvoll und herzlich!
  • Urteile nicht vorschnell.

Jeder Mensch auf der Welt kommt mit einem imaginären Rucksack auf die Welt, in dem sich kleinere und größere Steine sammeln, die

  • aktuelle Probleme
  • schwierige Erfahrungen oder Ängste
  • schlimme Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind
  • Menschen, die gestorben sind
  • Krankheiten
  • Niederlagen im Beruf- oder Privatleben
  • eine verlorene Partnerschaft oder Zurückweisung

repräsentieren. Im Laufe des Lebens wird dieser Rucksack immer schwerer. Und manchmal legen einfach andere Menschen ihre Steine in diesen Rucksack mit hinein. Das sind:

  • Eltern
  • Geschwister
  • Arbeitskollegen
  • Freunde
  • der Partner oder die Partnerin

Urteile nicht so schnell über einen Menschen, Du weißt nie, was in seinem Rucksack alles für Steine sind. Manche Menschen verhalten sich manchmal komisch und manchmal auch nicht „normal“. Frage Dich, warum verhält er sich so wie er sich verhält und die Antwort auf dieses Warum liegt oftmals in diesem Rucksack begraben.

Zahle auf das Beziehungskonto ein

Diesem scheinbar aggressiven Mitarbeiter habe ich einfach positive Dinge gesagt. Damit habe ich auf das Beziehungskonto eingezahlt und er war dankbar dafür. Wir haben mit jedem Menschen, dem wir begegnen und mit dem wir zu tun haben, ein Beziehungskonto. Hier zahlen wir ein und wir heben auch von diesem Konto ab.

Wenn Du einen Menschen verurteilst oder wenn Du versuchst, ihn zu erziehen oder ihn beschimpfst, dann hebst Du immer mehr von diesem Beziehungskonto ab. Das bedeutet nicht, dass das immer falsch oder unberechtigt ist. Manchmal muss man vielleicht auch ein klares und direktes Wort sprechen und Grenzen setzen, wie zum Beispiel in der Kindererziehung. Aber Du musst dafür sorgen, dass das Beziehungskonto danach trotzdem noch im Plus ist. Wie es Dein Job als Führungskraft, als Lehrer, als Trainer, als Mama oder Papa ist.

Es gibt Situationen, in denen man vom Konto etwas abheben muss, um ein Problem zu lösen. Die Aufgabe und auch unsere Verantwortung besteht darin, das Beziehungskonto im positiven Bereich zu halten. Dies wird in Schulen, Firmen oder auch in Familien leider nicht immer beherzigt. Es wird gestritten, bevormundet oder belehrt. Menschen wird gesagt, wie sie zu sein oder sich zu verhalten haben. Und in der Folge werden sie „kompliziert“, ihr Beziehungskonto ist maßlos überzogen.

Emotionale Grundbedürfnisse verstehen

Nutze die Chance, einem Menschen wertfrei zu begegnen, denn Du weißt nicht, was er durchgemacht hat. Wenn Du auch mal Schwächen bei Dir wie auch anderen zulässt, entdeckst Du bei diesen Menschen eine andere Maske oder blickst ganz dahinter. Mache Dir bewusst, welches emotionale Bedürfnis dieser scheinbar komplizierte Mensch hat. In meinem Seminar ERFOLGSOFFENSIVE lernst Du alles über die sechs emotionalen Grundbedürfnisse des Menschen und mit ihnen umzugehen.

Allein durch das Wissen um diese emotionalen Grundbedürfnisse lösen sich die meisten zwischenmenschlichen Probleme. Oftmals liegt der große Schmerz einer Person einfach nur am Thema Verbundenheit und Aufmerksamkeit. Manche Menschen brauchen erstmal einfach das Gefühl, dass sie akzeptiert werden so wie sie sind, ohne an ihn herumzudoktern. Es geht um bedingungslose Anerkennung, bedingungslosen Respekt, bedingungslose Wertschätzung und bedingungsloses Interesse einem Menschen gegenüber. Dies kann Wunder wirken und kann sich bis zur bedingungslosen Liebe entwickeln.

Tipps für die ideale Partnerschaft

Wenn du einen idealen Partner für Deine Liebesbeziehung suchst und Du Dich fragst, wie Du ihn findest, dann habe ich einen Tipp für Dich: den idealen Partner findest Du, wenn Du lernst, selbst ein idealer Partner zu sein. Welche Punkte wünscht Du Dir von Deinem Partner? Schreib sie auf und kläre für dich selbst, zu wie viel Prozent Du sie selbst erfüllst. Geh mit Dir selbst so um, wie Du es mit Deinem Partner tun würdest und wann Du Dein oder dessen Verhalten als „kompliziert“ einstufen würdest. Und reflektiere, was dazu geführt hat. Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Entschärfen solcher komplizierten Situationen. Schreib mir gerne hier unter den Blog oder bei Facebook, welche Erfahrungen Du mit „komplizierten“ Menschen gemacht hast und wie Du ihnen begegnet bist. In unserer Facebook-Gruppe ERFOLGSOFFENSIVE kannst Du Dich darüber hinaus mit anderen, hunderten Menschen zu diesem und anderen Themen austauschen, die Community wächst täglich. Komm einfach mal zum ERFOLGSOFFENSIVE-Seminar, das Dein Leben positiv verändern kann.

Lass uns das Beste aus unserem Leben herausholen und auch das Beste aus den anderen Menschen herausholen, denen wir begegnen und mit denen wir leben. Dabei wünsche ich Dir jetzt viel Erfolg!

Dein Steffen Kirchner

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3 Gedanken zu „Goldene Regeln für den Umgang mit komplizierten Menschen

  1. Lieber Steffen,
    ja, in der von dir beschriebenen Situation hätte ich wohl ebenso gehandelt. Das war ja eine Vorlage nach Maß:-)
    Jedoch ist das der Idealfall. Jede Situation ist anders.
    Ich bin ein sehr harmoniebedürftiger Mensch. Komplizierte Menschen stören da sehr ;-) Also ist es mein Bedürfnis, sie zu verstehen. Warum sind sie so? Allein ein ehrliches Interesse zu zeigen, schafft bereits etwas Positives. Zudem reizen mich „andersartige“ Menschen, in ihnen steckt viel Potential. Was soll ich mit „Langweilern“? ;-)
    Finde seine Interessen, suche nach Gemeinsamkeiten. Wie war das: „Schwächen sind übertriebene Stärken“. Habe ich von einem herausragenden Mentor gelernt.
    Ein Beispiel: Vor gut drei Jahren wurde ich quasi überrumpelt von dem Angebot, eine Sportlerin mental zu betreuen. „Sie hat da so ihre Defizite, ist verschlossen und recht schwierig. Vielleicht schaffst du es ja, sie zu erreichen!?“. Da sie sich auch auf mich einlassen wollte, hatte ich eine echte Herausforderung. Schnell merkte ich, wo „der Haken“ war. Sie war vom kognitiven her nicht so, wie der „Durchschnitt“. Na und??
    Fazit: Nach weniger als einem Jahr kamen Trainer anderer Mannschaften auf ihre Eltern zu und äußerten ihre Begeisterung über die schnelle und beeindruckende Entwicklung ihrer Tochter!!
    Für mich (und für sie!) war diese gemeinsame Zeit eine der herausfordernsten meiner Coachtätigkeit und vor allem eine der schönsten, intensivsten, herzlichsten, wärmsten, ehrlichsten und bereichernsten meines Lebens.
    Also: Es lohnt sich auf jeden Fall in Menschen zu investieren!! Zeit. Geduld. Liebe. Ehrlichkeit. DANN gibt es keine komplizierten Menschen, nur welche, die sich abheben.

  2. Wow eine schöne Geschichte!

    Ich werde mir ein Beispiel daran nehmen, unvoreingenommen auf Menschen zuzugehen und die Schubladen weg zu lassen.

    Die Welt ist immer dass, was wir über sie denken.

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