Wie man lernt, sich zu überwinden

Können Sie sich gut überwinden? Heute möchte ich diesbezüglich gerne auf eine gute Frage eingehen, die mir eine Besucherin meiner Facebook Fanseite kürzlich zugeschickt hat. Ihre Frage bezog sich auf einen meiner regelmäßig geposteten Impulse: „Diejenigen Menschen, bei denen Dir freundliche und liebevolle Worte/Gesten am schwersten fallen, sind die, die es am Meisten brauchen.“
Die Frage dazu lautete: „Ok, aber was kann ich tun wenn es genau bei den Personen tierische Überwindung kostet?“ Um diese Überwindung meistern zu können, habe ich ein paar praktische Ideen für Sie.

Wer sich nicht imstande sieht, sich für etwas überwinden zu können, steckt in einem negativen, blockierenden Gefühl fest. Unsere hängen eng mit unserer Wahrnehmung zusammen. Der beste Weg, unsere Gefühle zu ändern, führt deshalb über unsere (innere) Wahrnehmung. Das neurolinguistische Programmieren (NLP) ist ein Koffer an Methoden, mit denen Sie durch kleine Tricks der Wahrnehmung selbst negative Gefühle wie Wut, Zorn oder Angst mindern und positiv umformen können.

Nicht, dass wir uns missverstehen: Ich will Sie nicht ermuntern, an Ihren Gefühlen „herumzudoktorn“ oder sie zu unterdrücken. Unsere Gefühle sind das, was uns zu Menschen macht. Ein übervolles Herz genauso wie die zugeschnürte Kehle angesichts eines Menschen, dem man gerne etwas sagen möchte, aber nicht kann. Selbst unsere eher als negativ wahrgenommenen Emotionen wie Angst, Ärger oder Wut leisten ihren sinnvollen Beitrag. Wir sollten zu ihnen stehen und sie genauso begrüßen wie jeden Freudenausbruch. Das bedeutet also: Wenn Sie diese negativen Gefühle empfinden, kämpfen sie nicht dagegen an, sondern akzeptieren sie diese. Das ist menschlich!

Doch oft können wir uns mit unseren Gefühlen auch im Weg stehen. Wir können mit unserer Angst nicht umgehen – und sie wird übergroß und lähmt. Wir halten unsere Wut nicht im Zaum, sind beleidigt, nehmen etwas persönlich oder schlagen unbeherrscht zurück. Dann kann es nicht schaden, eine NLP-Mentaltechnik als Werkzeug zu haben, um z.B. besagte negative Gefühle abzuschwächen oder positiv umzuwandeln. Dazu gehen Sie folgendermaßen vor:

Schritt 1: Vorbereitung
Bereiten Sie Ihr Überwindungsprojekt zunächst mental alleine für sich selbst vor. Was Sie verstehen müssen ist: Ihr Körper kann im Großen und Ganzen nicht wirklich unterscheiden, ob gerade wirklich etwas Realität ist, oder ob man sich diese Realität nur vorstellt. Das gilt für negative wie auch positive Dinge. In dem Moment, wo sich ein Mensch etwas Negatives einbildet, z.B. die Angst vor einem schweren Gespräch oder dem Versagen bei einer wichtigen Prüfung, fühlt man sich innerhalb von Sekunden auch tatsächlich schlecht. Das heißt: Vorstellung ist spürbar!
Durch die inneren Bilder werden bestimmte Gedanken aktiviert, die neurochemische Prozesse im Gehirn in Gang setzen und die wiederum zur Folge haben, dass der Körper die entsprechenden Botenstoffe im Körper ausschüttet. Kurz um: Man fühlt sich so, wie man denkt. Diese Funktionsweisen von Gehirn und Körper, kann man sich mit diesem Wissen nun auch zunutze machen.
Überlegen Sie sich eine kleine Auswahl an großartigen Erlebnissen aus Ihrem Leben. Es sollten Erfahrungen sein, die für Sie emotional großartig und besonders positiv waren. Wählen Sie erlebte Momente aus Ihrem Leben, die Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wenn Sie sich in die damalige Situation hineinversetzen. Sie merken sicher gleich: Wenn ich das tue, verändert sich mein Gefühl. Sie werden dadurch freier, energiegeladener und aktiver. Sprich: Ihre Energietanks werden aufgeladen – und genau das brauchen wir, wenn wir etwas schaffen wollen, wofür wir uns überwinden müssen.

Schritt 2: Mentale Vorprogrammierung
Werden Sie nun konkreter. Stellen Sie sich für mehrere Minuten mit geschlossenen Augen Ihre perfekten Momente aus der Vergangenheit so intensiv wie möglich vor. Wiederholen Sie die Filmsequenzen in Ihrem Geist so oft wie möglich. Achten Sie dabei auch darauf, eine positive und aufrechte Körperhaltung einzunehmen und halten Sie Ihren Körper unter leichter Spannung.
Danach springen Sie mit Ihren Gedanken zu Ihrem aktuellen, vor Ihnen liegenden Thema, welches Sie lösen möchten und wofür Sie sich überwinden wollen. In unserem Beispiel wäre das ein Mensch, dem man etwas liebevolles sagen oder zeigen möchte durch Worte bzw. Gesten. Stellen Sie sich nun diesen Menschen im positivsten Licht und Momentum vor, das Ihnen einfällt. Stellen Sie sich die betreffende Person so freundlich, gut gelaunt und sympathisch vor, wie nur möglich. Starten Sie nun einen Film in Ihrer Vorstellung, bei dem Sie den Ablauf Ihrer Gesprächssituation genau so vor sich ablaufen sehen, wie Sie es sich idealerweise wünschen. Wiederholen Sie diese Vorstellungen mindestens 10 x und achten Sie besonders auf die Details beim Gegenüber. Wie sieht er aus? Was sagt er? Wie lacht er? Wie fühlt er sich an oder duftet er? Wie sind seine Reaktionen? Malen Sie sich all diese Punkte in Ihrem Geist so positiv wie nur möglich aus und genießen Sie dieses wunderbare Kopfkino.
Wichtig: Achten Sie darauf, dass Sie diese Bilder nicht nur denken, sondern die DANKBARKEIT und FREUDE wirklich fühlen, während Sie sich diese Bilder immer und immer wieder anschauen. Freuen Sie sich in Ihrer Vorstellung darüber, wie toll es ist, sich überwunden zu haben und diesem Menschen nun etwas geschenkt zu haben, was ihm bisher offensichtlich häufig fehlte – nämlich z.B. Wertschätzung, Anerkennung, Verbundenheit oder einfach echte Aufmerksamkeit.

Schritt 3: Körpersprache + Musik
Nachdem Sie diese Bilder immer und immer wieder (am besten über mehrere Tage hinweg) in Ihrem Kopf haben ablaufen lassen, unterstützen Sie Ihr Energielevel noch durch eine aktive Körpersprache und durch Musik. Achten Sie darauf, nicht nur zu denken, sondern auch zu stehen oder zu gehen wie ein Champion – denn wenn Sie wie ein schwächliches, trauriges Hündchen rumlaufen, kann Ihr Körper keine positiven Bilder und Gefühle aufbauen. Das bedeutet: Aufrechter Oberkörper, tiefe Bauchatmung, halten Sie den Kopf und die Augen hoch und Brust raus! So gehen Champions!
In dieser Körperhaltung starten Sie nun eine positive Musik, die Ihnen im Bezug auf Ihr Vorhaben die richtige Energie gibt. Das kann eine positive, aktivierende Tanzmusik oder auch eine eher gefühlvolle Klaviermusik sein. Wählen Sie das frei für sich, denn dafür haben Sie selbst das beste Gespür in Ihrer Situation.
Wenn die Musik läuft und Sie in Ihrer positiven Körperhaltung dastehen oder dasitzen, gehen Sie erneut Ihre positiven Filme mehrfach im Geist durch. Aktivieren Sie Ihr positives Gefühl. Bringen Sie sich in einen ressourcenvollen, energiegeladenen Zustand damit. Es wirkt!

Schritt 4: Machen Sie es einfach!
In genau diesem Zustand, gehen Sie nun Ihr Vorhaben an. Im Bezug auf unser Beispiel heißt das: Jetzt ist der Moment, wo Sie diesen Menschen ansprechen oder ihn anrufen und ihm das mitteilen oder zeigen, was Sie sich vorgenommen haben. Mit Ihrer mentalen Vorbereitung, wird Ihnen dieses Vorhaben nun sehr sehr viel leichter gelingen, da Ihr Körper dieses Erlebnis schon mehrfach erlebt hat! Für ihn ist es tatsächlich nicht neu, denn Sie erinnern sich: Der Körper kann nicht unterscheiden zwischen Realtität und Vorstellung. Sicherlich kennen Sie auch das Beispiel von der aufgeschnittenen Zitrone, in deren Fruchtfleisch man in der Vorstellung mal intensiv reinbeißen soll, um danach den extrem sauren Zitronensaft herauszusagen und runterzuschlucken. Wenn Sie sich das intensiv vorstellen, werden Sie schon nach Sekunden spüren, dass es Ihnen das Gesicht verzieht oder Ihr Speichelfluss aktiviert wird. Die Zitrone ist Fiktion – die Körperreaktion aber ist Realität.

Schritt 5: Gedanken- und Gefühlshygiene
Oftmals möchte man sich dazu überwinden, z.B. bestimmten Menschen etwas Liebes zu sagen, oder etwas Nettes zu tun. Nicht immer sind andere Personen dann dazu gleich bereit, Ihnen ein Feedback zu geben, wie Sie es sich erträumen würden. Machen Sie sich immer bewusst: Entscheidend ist nicht die Reaktion des Anderen, sondern Ihr Erfolg, sich überwunden und Ihr Herz geöffnet zu haben. Das ist Ihr Erfolg! Davon werden Sie in Zukunft zehren, denn durch die Bewältigung Ihrer Überwindung, sind Sie persönlich gewachsen.
Wenn das Erlebnis dennoch für Sie etwas enttäuschend verlaufen sein sollte (wobei positive Erlebnisse definitiv häufiger vorkommen werden), oder einfach Dinge passiert sind, die Ihnen nicht gefallen haben, dann machen Sie jeden Abend eine Gedanken- und Gefühlshygiene. Das bedeutet, dass Sie abends, wenn Sie im Bett liegen, nochmal die entsprechenden Situationen in Ihrem Kopf durchspielen, aber diesmal so, wie es hätte optimal laufen sollen. Sie kehren die mentale Vorprogrammierung praktisch um und machen das Ganze nochmals im Nachgang. Damit schließen Sie das Erlebte für Ihr Unterbewusstsein positiv ab und können mit guten Gefühlen einschlafen. Außerdem erhalten Sie damit Ihre Motivation aufrecht, den entsprechenden Menschen wieder mal einzuladen und ihm wieder (durch z.B. Ihre Worte/Gesten) die Chance geben, eine neue, positive und liebevolle Erfahrung zu machen. Verändern Sie Ihre Bilder in Ihrem Kopf wieder so lange, bis Sie sich selbst gut fühlen und in einem positiven Gefühlszustand sind. Und in diesem Zustand, probieren Sie Ihre Überwindung dann gleich noch einmal :-)

Herzliche Grüße,

Ihr Steffen Kirchner

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