Was wir von Sebastian Vettel lernen können

Formel 1 Rennfahrer Sebastian Vettel ist wieder Weltmeister. Zum dritten Mal. Aber wen überraschte das eigentlich noch? Was Vettel macht, das klappt. Man vertraut auf seine Fähigkeiten und seine mentale Stärke, genauso wie er offensichtlich wohl selbst auch. Dennoch verblüffte Sebastian Vettels sensationelle mentale Leistung im letzten Rennen, beim großen Preis von Brasilien. Es war im Grunde von Beginn an ein Katastrophenrennen für ihn, mit zahlreichen Rückschlägen. Aber dennoch blieb er mental so stark, um am Ende hochverdient den WM-Titel zu gewinnen. Fünf Punkte können wir von Vettels Mentalität lernen.

Das entscheidende Rennen – Eine Chronologie der Rückschläge

Den ersten Nackenschlag musste Sebastian Vettel im Grunde schon vor dem Rennen, nämlich im Qualifying einstecken. Er erreichte „nur“ den vierten Startplatz. Schräg neben ihm stand Felipe Massa, der Teamkollege von Vettels größtem WM-Konkurrenten Fernando Alonso. Schwierige Vorzeichen also, wenn man weiß, dass Massa ein absoluter Teamplayer ist und für das Rennen wohl als eines der wichtigsten Ziele im Kopf hatte, seinem Teamkollegen Alonso so gut wie möglich dabei zu helfen, den WM – Titel doch noch zu gewinnen. Glücklicher Weise erwischte auch Fernando Alonso nicht die beste Zeit im Qualifying und starte von Rang sieben.

Die Ampel schaltete um auf rot, die Motoren heulten auf, dann gingen die Lichter aus – und alles lief erstmal gegen Vettels Plan. Sein Rivale Alonso erwischte den perfekten Start und schoss vor auf Rang vier. Vettel selbst wurde abgedrängt und verlor sofort 2 Plätze – nur noch Sechster. Wenige Sekunden darauf die Katastrophe: Bruno Senna rammte ohne Not sein Auto, worauf der deutsche WM-Favorit plötzlich entgegen zur Fahrtrichtung stand und sich „wie ein Geisterfahrer“ fühlte. Teile flogen durch die Luft, der Auspuff war beschädigt und keiner konnte sagen, wie schlimm der Schaden war. Konnte der Red-Bull-Pilot überhaupt noch weiterfahren nach diesem Crash?

Vettel drehte das Auto und sah sich als bisher WM-Führender mit einer unglaublichen Realität konfrontiert: Er war Letzter im Feld! Was für ein Rückschlag! Das Schlimmste aber war zusätzlich noch, dass Fernando Alonso bereits auf Platz 3 vorgerückt war. Zu diesem Zeitpunkt war nicht mehr Vettel, sondern Alonso Weltmeister. Doch der junge Deutsche bewies mentale Stärke und Kämpferherz. Er gab nicht auf, sondern startete eine Aufholjagd. In der Tat waren Platzierungen in diesem denkwürdigen Rennen nichts als Momentaufnahmen. Es wurde überholt und überholt, dann regnete es, dann wurde es trocken, dann regnete es wieder. Vettel war das alles egal. Er ging volles Risiko und kämpfte sich kontinuierlich nach vorne. Nach der Kollision von Hülkenberg und Hamilton, nahm die Dramatik noch zu, denn Alonso war auf einmal sogar Zweiter. Vettel reichte zwar sein mittlerweile erreichter siebter Platz, doch wenn sein beschädigtes Auto den Geist aufgegeben hätte, oder der Führende Jenson Button, bei dem starken Regen von der Strecke geflogen wäre, hätte Alonso geführt und alles wäre vorbei gewesen.

Was man von Sebastian Vettel lernen kann

Vettel ist mit seinen 25 Jahren jetzt schon dabei, alle Rekordbücher der Formel 1 neu zu schreiben: Jüngster Pilot auf Pole Position, jüngster Spitzenreiter in einem Grand Prix, jüngster Rennsieger, jüngster Weltmeister und jetzt Triple-Weltmeister. Vor ihm scheint kaum eine Bestmarke sicher.
Ein Interview mit Red-Bull Motorsportchef Helmut Marko zeigt, was man sich vom Erfolgsmenschen Vettel abschauen kann:

„Sebastian wird unter Druck immer stärker und steigert sich, wenn es um die Entscheidung geht. Das geht nur, wenn man mental so unglaublich stark ist wie Vettel. Letztendlich wird ein Titel im Kopf entschieden. Dabei hat sich Sebastian immer weiterentwickelt. Es gab nie Rückschläge. Er war immer souverän mit einer unglaublichen Zielstrebigkeit. Wir sind zusammengewachsen und gemeinsam immer stärker geworden. Er war ein junger Bulle, jetzt ist er ein ausgewachsener Stier. Ein vollwertiger Partner. Wir vertrauen uns gegenseitig. Autoritär darf ein Fahrer nicht sein, aber er muss sich einbringen und ein Team hinter sich bringen – das kann Sebastian sehr gut. Dazu kommt: Er hat großes Interesse an der Technik und fährt oft und gern im Simulator. Er fordert das Maximum von den Ingenieuren, aber das ist legitim, denn bei ihm halten sich Geben und Nehmen die Waage. Normalerweise ist Sebastian sehr ruhig. Nur manchmal kommt es nach dem Qualifying vor, dass er rumbrüllt und mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist. Er macht sich Luft und geht danach wieder mit voller Konzentration voran. Es hat Versuche gegeben, uns zu stören. Aber dadurch, dass wir eine so eingeschworene Gemeinschaft sind, prallen die Störfeuer alle ab. Wir konzentrieren uns nicht aufs Reden, sondern darauf, ein schnelles Auto zu bauen, eine perfekte Strategie zu planen und Fahrer zu haben, die alles umsetzen.“

Die fünf mentalen Erfolgsstrategien von Sebastian Vettel:

1. Orientiere Dich an den Besten!

Das Neurolinguistischen Programmieren (NLP), ist ein bedeutendes Konzept im Bereich des mentalen Trainings, in dem es unter anderem eine Technik unter dem Begriff “Modeling of the excellence” gibt. Zu Deutsch: Kopiere die Besten.
Sebastian Vettel kopiert nicht, sondern geht sogar noch einen Schritt weiter. Er orientierte sich seit seiner Jugend an seinem Vorbild (Michael Schumacher) und entwickelte dessen Exzellenz sogar noch weiter. Er orientiert sich am bisherigen Maximum, also an der Benchmark und übertrifft diese durch seine eigenen Ansprüche, sein enormes Interesse und seine Zielstrebigkeit. Er gibt sich nicht damit zufrieden, etwas Bestehendes zu erreichen, sondern will das Ganze zu seinem „eigenen Ding“ weiterentwickeln. Damit überschreitet er bisher dagewesen Grenzen.

2. Plane Deine Karriere und setz Dir sehr hohe Ziele!

Sebastian Vettel hat nichts dem Zufall überlassen. Seit seiner Kindheit hatte er seine Ziele und Träume klar vor Augen. Doch träumen alleine genügt nicht, denn die Vorstellungskraft ist nur der Motor des Ganzen. Es braucht auch einen Fahrer, der täglich das tut, was zu tun ist, um den Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Vettel ist ein akribischer Arbeiter und Visionär zugleich. Er kann groß denken – größer als andere. Und er kann auch härter arbeiten als andere. Genau dadurch werden für ihn auch größere Erfolge möglich, als bei anderen.
Eine Erfolgsregel lautet: Wer auf den Gipfel eines Berges will, sollte auf die Sterne zielen. Es geht dabei nicht darum, sich einzureden, Unmögliches erreichen zu können, sondern das Denken der begrenzenden eigenen Möglichkeiten zu überwinden. Nicht jeder kann alles schaffen, aber man kann meist mehr, als man bisher geglaubt hat.

3. Gehe Deinen Weg nie alleine!

Die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei. Wer wirklich erfolgreich werden will, braucht ein optimiertes Umfeld von Experten und ehrlichen Menschen, die einem ein gutes Gefühl geben. Ohne diesen Support von außen, sei es beruflich, fachlich oder auch einfach privat und emotional, sind Spitzenleistungen auf Dauer nicht möglich. Getragen wird ein optimales Team hierbei von Werten wie Vertrauen und Rücksicht, sowie auch der Klarheit darüber, dass man immer enger zusammenwachsen und aufeinander eingehen muss. Ein Erfolgsteam ist nicht berechnend, sondern mitfühlend.

4. Kontrolliere Deine Emotionen!

Sebastian Vettel weiß sehr genau, wann er ruhig und konzentriert bleiben muss und wann er sich mal „Luft macht“, rumschreit und somit Dampf ablässt. Emotionen grundsätzlich zu jeder Zeit zu unterdrücken ist falsch und macht sogar krank. Es gilt, das richtige Timing für das Ausleben von Emotionen zu lernen. Vettel ist kein Jammerer, aber dennoch emotional. Er ist ab und an durchaus mal genervt, ganz gleich ob von Technikproblemen, schwächeren eigenen Leistungen, Fahrfehlern seiner Konkurrenten oder dämlichen Journalistenfragen. Das ist menschlich. Doch er weiß, wie man seine Emotionen dosiert und im richtigen Moment zum Ausdruck bringt. Nach einem Emotionsausbruch im richtigen Moment, hat er somit dann wieder die Energie, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können – nämlich die nächste wichtige Aktion innerhalb oder auch außerhalb des Cockpits.

5. Kämpfe nie mit einem Schwein – Lass Störfeuer an Dir abprallen

Das Interview mit Motorsportchef Helmut Marko zeigt gegen Ende sehr schön, dass gegen das Team Red-Bull oft gekämpft und geätzt wird. Auch Sebastian Vettel ist im Rennzirkus nicht Everybody´s Darling. Er wird attackiert von vielen Seiten und hat durchaus nicht nur Freunde. Neider stehen genauso täglich auf der Matte, wie Konkurrenten, die ihn absägen wollen. Stört ihn das? Offensichtlich kaum, denn er macht auch hier sein Ding. Er beachtet den Grundsatz: Kämpfe nie mit einem Schwein. Ihr werdet beide dreckig, aber das Schwein hat Spaß daran.
Vettel fokussiert seine Energie lieber auf die Dinge, die er erreichen will und nicht auf die Dinge (oder Menschen) gegen die er kämpfen könnte. Er ist von einer „Hin-zu-Motivation“ erfüllt und nicht von einer „Gegen-jemanden- oder Gegen-etwas-Motivation“. Vettel kämpft für etwas, nicht gegen etwas. Ein kleiner aber feiner Unterschied.

Sein letztes Rennen in Brasilien war außerdem ein grandioses Beispiel dafür, wie der junge Rennfahrer mit Rückschlägen, Problemen und sonstigen Störfeuern umgeht, auf die er überwiegend sogar keinen Einfluss hat. Wirklich vieles lief schief – er war zwischenzeitlich (unverschuldet!!) Letzter und sein WM-Titel war in weite Ferne gerückt. Doch Vettel bewies, dass man Weltmeister zuerst im Kopf ist. Er hatte eine weltmeisterliche Einstellung, was die Basis für den WM-Erfolg war. „Egal, weiter“, so war seine ganze Reaktion auf den Vorfall (sehen Sie hierzu sein TV-Interview nach dem Rennen).
Kennen wir das nicht irgendwoher….“Weiter machen, immer weiter, immer weiter.“. Das waren doch die Worte vom ehemaligen Welttorhüter Oliver Kahn – auch einer der nie aufgab und immer nach vorne blickte. Auch Kahn war einer der größten Sportler aller Zeiten. Offensichtlich gibt es hier einen Zusammenhang. Denn beide beweisen: Erfolg ist weniger eine Frage der Umstände, als vielmehr eine Frage von Fokus, Einstellung und Mentalität.

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2 Gedanken zu „Was wir von Sebastian Vettel lernen können

  1. Danke für diesen inspirierenden Artikel liebe Steffen vor allem der Punkt 3 „gehe deinen Weg nie allein“, spricht mir vor aus dem Herzen. Dir richtigen Menschen um sich zu haben gehört zu den wertvollsten und wichtigsten Bausteinen zum Erfolg jedes Menschen. Egal ob als Unternehmer oder Privat.

    Liebe Grüße
    Wolfgang

    http://www.bestmentor.de
    „Lebe Deine Berufung
    und Arbeit ist Liebe.“

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