Gedanken zum Schulanfang

Schulanfang - Der Beginn eines Horrortripps?

Schulanfang – Der Beginn eines Horrortripps?

In Bayern ist heute wieder für viele Kinder Schulanfang. Ein guter Zeitpunkt um über wesentliche Themen in der Entwicklung junger Menschen nachzudenken.


Forschungen haben ergeben, dass ein Kind im Alter von 4 Jahren rund 400 Fragen am Tag stellt. Spätestens nach 3 Schuljahren wollen die meisten Kids dann aber kaum mehr was wissen. Das prüfungsfixierte Ausbildungssystem der deutschen Schullandschaft beschädigt Jahr für Jahr die Neugier und Begeisterungsfähigkeit von tausenden Kindern enorm. Werte wie Emotionalität sind nicht im Lehrplan vorgesehen. Bewegung auch nicht. Das Credo im Schulalltag lautet: Stillsitzen, Stillhalten, Still sein.
Angepasst sein ist „in“. Eigensinn wird als Persönlichkeitsschwäche bewertet. Doch wer seine Individualität abgibt und sich massengefügig machen lässt, wird nie für seine eigenen Ziele im Leben arbeiten, sondern wird von anderen Leuten für deren Ziele benutzt, bzw. ausgenutzt. Der großartige Menschenrechtsaktivist Rüdiger Nehberg sagte vor Kurzem in einem bemerkenswerten Interview: „Wer mit der Herde geht, kann nur den Ärschen folgen.“ Wie Recht er hat.

Die jahrelange Erkenntnis der Gehirnforschung, dass ein Gehirn nur dann wirklich lernen kann, wenn erstens der Körper viel BEWEGUNG bekommt und zweitens Lerninhalte möglichst EMOTIONAL vermittelt werden, hat sich bei den steinzeitlichen Lerntheoretikern, die Lehrpläne entwickeln und vorgeben, noch nicht durchgesetzt. Stattdessen wird weiter das klassische Bulimie-Lernen vollzogen, indem man soviel rationale Informationen in kürzester Zeit in den Kopf eines jungen Menschen hineinstopft, bis er am Ende das Lernen sprichwörtlich „zum kotzen“ findet.

Über 70% der deutschen Kinder gehen mit ANGST in die Schule! Über 70%! Der volkswirtschaftliche Schaden eines desillusionierten jungen Menschen, der lustlos und mit riesiger Angst vor Fehlern aus dem Schulleben in einen für ihn sinnlosen Job hineintorkelt, ist katastrophal. Dass ein Gehirn unter Angstzuständen nicht lernen, geschweige denn richtig funktionieren kann, ist wissenschaftlich international hundertfach belegt und pädagogisches Grundwissen. Am Wissen liegts also nicht. Das gilt generell, denn immer dümmer werden auch nicht unsere Kinder und Menschen, sondern unsere Systeme. Wie sonst wären schon alleine die LERNBEDINGUNGEN zu erklären, unter denen sich die vielen Heranwachsenden Tag ein Tag aus quälen müssen? Gehirnforscher und Bildungsexperte Prof. Dr. Gerald Hüther bringt es auf den Punkt wenn er sagt: „Wenn sich das Gehirn einen Raum bauen müsste, in dem es möglichst schlecht lernen kann, würde dieser Raum ziemlich genau so aussehen wie ein Klassenzimmer.“ Stimmt exakt. Die deutschen Lernfabriken bestehen aus kleinen unschönen Räumen mit viel zu vielen Menschen, viel zu viel Lautstärke mit oft viel zu schlechten Lichtverhältnissen, wo viel zu viele Informationen in viel zu kurzer Zeit, ohne Bewegung auf Stühlen sitzend und ohne anfassbare praktische Lernerfahrungen, komplett emotionslos im stundenlangen informationsüberfluteten Frontalunterricht vermittelt werden. Florian, 12 Jahre, sagte vor kurzem in einem Coaching zu mir: „Schule ist doch eigentlich wie Knast.“ Was soll man darauf antworten?

Schon vor knapp 500 Jahren sagte der französische Arzt und Mönch François Rabelais: „Ein Kind ist kein Gefäß, daß gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will.“ Wie wahr. Schule sollte nicht primär dazu dienen, Kindern Informationen zu vermitteln, sondern Begeisterung auf Neues wecken! Es geht darum, Kindern Lust zu machen sich neue Informationen, Fähigkeiten und Kenntnisse aneignen zu WOLLEN. Das Schulsystem missversteht seinen eigentlichen Auftrag, denn Schulen sollen keine Unterrichter sein, sondern Aufrichter, Begeisterer und Ermutiger! Sie sollen nicht 90% ihrer Zeit damit verplempern, rationale Informationen zu vermitteln, die man auch so überall nachlesen könnte (wenn man nur wollte), sondern sie sollen Jugendlichen die Liebe zum Lernen und zum Wachstum des eigenen Kompetenz- und Wissensschatzes vermitteln. Die Schule soll die Grundlage fürs Leben schaffen, aber die liegt eben nunmal in der offenen und begeisterten Persönlichkeit eines Menschen und nicht in toten Vokabeln, Geschichtszahlen oder sonstigen Daten.

Fakt ist auch: Am Lehrerpersonal liegt es nicht! Ich bin jedes Jahr an zahlreichen Schulen und erlebe es ständig, dass mindestens 80% aller Lehrkräfte Kinder gerne begeistern würden (und dies auch wirklich versuchen), wenn sie nur könnten und dürften. Es wird schwer mit Kindern zu spielen und Freude zu haben, wenn man sie von einem aufoktroyierten Leistungsnachweis zum nächsten hetzen muss.
Geben Sie nicht den Lehrern die Schuld. Und kümmern Sie sich auch nicht weiter um die Schuld der System-Macher. Es nützt nichts. Übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Kinder und geben Sie diesen jungen, von Natur aus neugierigen Menschen das, was sie wirklich brauchen: Zuneigung, Aufmerksamkeit, Gefühle und spannende Erkenntnisse, die man gemeinsam praktisch entdeckt, anstatt sie vorzugeben. Kinder und Jugendliche wollen sich mit Themen beschäftigen, die für sie persönlich wichtig und bedeutsam sind. Wir reden hier von emotionalisierten Inhalten, Lektionen und praktischen gemeinsamen Erfahrungen für ein erfolgreiches und erfülltes Leben, und nicht von Leistungsnachweisen des Einzelnen.

„ALS ICH 5 JAHRE ALT WAR, SAGTE MIR MEINE MUTTER IMMER, DASS „GLÜCKLICH SEIN“ DER SCHLÜSSEL FÜRS LEBEN SEI.
ALS ICH ZUR SCHULE GING, HABEN SIE MICH DORT GEFRAGT WAS ICH EINMAL WERDEN WOLLTE WENN ICH ERWACHSEN SEI. ICH SCHRIEB HIN: „GLÜCKLICH“
SIE SAGTEN MIR, DASS ICH IHRE AUFGABE NICHT VERSTANDEN HÄTTE. UND ICH SAGTE IHNEN, DASS SIE DAS LEBEN NICHT VERSTANDEN HÄTTEN.“
(John Lennon)

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