Was wir vom Erfolg der ALS Ice Bucket Challenge lernen können

Die ALS Ice Bucket Challenge ist in aller Munde. Prominente auf der ganzen Welt, wie auch in Deutschland (z.B. Bill Gates, Mark Zuckerberg, Günther Jauch, Sebastian Schweinsteiger, Helene Fischer, Otto Waalkes, Matthias Schweighöfer) filmten sich bei ihrer Eiskübel-Dusche und spendeten für die Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Der Erfolg der ALS Ice Bucket Challenge ist einmalig. Bis dato wurden 62,5 Millionen Dollar an die amerikanische ALS Association gespendet (Stand: 23.08.2014). Das sind 60,1 Millionen Dollar mehr als in derselben Periode des Vorjahres. Doch was sind die Gründe, für diesen einzigartigen viralen Erfolg? Warum können sich soviele Menschen auf der ganzen Welt für diese doch recht simple Idee emotional so begeistern und werden sogar selbst dafür aktiv, anstatt sich nur ein paar nette darüber Videos anzusehen? Die Erklärung dafür liefert das Emotions-Element im LEBENS STERN meines LEBENS STARK Prinzips.

Jeder äußere Reiz dem wir ausgesetzt sind, hat einen Einfluss auf unser inneres „Energiekonto“. Entweder wird Energie „abgehoben“ in dem wir sie durch negative Ereignisse verlieren, oder wir bekommen eine „Einzahlung“, da wir durch positive Erlebnisse, Gedanken oder Umstände Energie gewinnen. Um für etwas aktiv zu werden, brauchen wir grundsätzlich Energie, denn ohne Energie ist kein Handeln möglich. Um etwas Außergewöhnliches zu tun, das nicht im Rahmen unserer üblichen Gewohnheiten liegt, brauchen wir noch mehr Energie als für ritualisierte Handlungen. Und wenn diese Tätigkeit dann auch noch mit einer gewissen Form von Schmerz (z.B. Eiswasser über den Kopf) verbunden ist, brauchen wir sogar sehr viel mehr Energie, um den Willen aufzubringen, dies zu tun. Wie aber gewinnt man diese Energie?

Wenn man sich die Grundprinzipien unseres inneren Energiemanagements anschaut, merkt man, dass es die Kampagne der ALS Ice Bucket Challenge anscheinend schafft, extrem viel emotionale Energie in Menschen zu erzeugen. Und das hat ausschließlich mit unseren Emotionen zu tun. Wer das Emotions-Element im LEBENS STERN verstanden hat, sieht auf einen Blick den Zusammenhang. Alle vier Grundemotionen, die ein Mensch braucht um sich glücklich, sicher und stark fühlen zu können, werden durch die Art und Weise der Umsetzung der ALS Ice Bucket Challenge Kampagne zu 100% erfüllt. Lassen Sie uns dies genauer untersuchen.

Grundemotion 1: Stimulanz

Menschen sind von natur aus neugierig und ständig auf der Suche nach neuen Reizen wie Spaß, Herausforderung und natürlich auch (Schaden)Freude. Seien Sie ruhig ganz ehrlich: Auch Sie hatten schon ab und an mal das Bedürfnis, dem ein oder anderen Zeitgenossen, einen Kübel eiskaltes Wasser über den Kopf zu schütten, richtig? Der Spaß am „Leid“ des Anderen ist eben vor allem dann ausgeprägt, wenn der oder die Betreffende dabei nicht wirklich schmerzvoll leidet, sondern nur vorübergehend und in kontrolliertem Maße. Wie es den anderen geht, wenn Sie diese eiskalte Dusche abkriegen und wie sie auf das kalte Nass reagieren, aktiviert das Stimulanz-Areal im Gehirn massiv. Das Ganze macht Spaß beim Zuschauen, aber auch beim selbermachen. Es ist ein absolut außergewöhnlicher Reiz auf körperlicher, mentaler aber auch emotionaler Ebene. Denn natürlich muss man sich auch trauen, das Ganze zu tun und darf seinerseits dann ja diesen „besonderen Genuss“ an drei weitere Menschen, im Rahmen der ALS Ice Bucket Challenge, weitergeben.
Lernlektion Nr. 1: Wenn man Menschen begeistern und zu etwas animieren will, muss man für starke neue Reize und viel Spaß sorgen!

Grundemotion 2: Dominanz

Kaum ein Wunsch ist im Inneren des Menschen so stark vorhanden, wie sein Bedürfnis nach Bedeutsamkeit und Leistungsfähigkeit. Jede Person in dieser Welt möchte wahrgenommen werden für etwas, dass sie geschafft, gemacht oder allgemein geleistet hat. Dieses emotionale Streben bedient die ALS Ice Bucket Challenge natürlich perfekt, denn sich öffentlich auf Facebook darstellen zu können, während man eine kleine Mutprobe mit Bravour besteht, ist emotionales Doping fürs Gehirn. Nach einer gut überstandenen Eisdusche mit gelungener Videodokumentation, veranstalten zahlreiche Botenstoffe vor Freude eine wahre Polonaise durch die Belohnungszentren des Gehirns. Von hunderten oder vielleicht sogar vielen tausenden Menschen auf Facebook dabei gesehen zu werden, während man erstens etwas Mutiges und zweitens auch noch etwas Wohltätiges tut, ist ein massiver Erfolgsgrund der Kampagne der ALS Ice Bucket Challenge.

Unabhängig davon geht es in der Dominanz-Region des Gehirns natürlich auch um Wettbewerb und auch „Rache“. Aus diesem Grund motiviert es viele Menschen auch noch zusätzlich, ein möglichst cooleres oder ausgefalleneres Video zu produzieren, als es andere getan haben. Zusätzlich dazu kann gibt man als kleine Stichelei den Kälteschock natürlich auch gerne an andere liebenswerte Personen weiter, denn Schadenfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.
Lernlektion Nr. 2: Wenn man Menschen begeistern will, muss man ihnen die Möglichkeit geben, sich selbst und ihre Leistungsfähigkeit darstellen zu können. Wenn dann auch noch ein positiver Wettbewerbs-Aspekt mit integriert werden kann, ist im Dominanz-Bereich des Gehirns Partystimmung.

Grundemotion 3: Sicherheit

Neben all dem Spaß und den Selbstdarstellungsmöglichkeiten bei der Social Media Kampagne der ALS Ice Bucket Challenge, geht es im Kern aber natürlich um etwas sehr viel Wichtigeres und vor allem Ernsteres. Die Krankheit ALS ist eine äußerst schlimme Erkrankung des motorischen Nervensystems, für die es bislang noch keine wirklichen Heilungschancen gibt. Auch der Ursprung und die Entstehung der Krankheit ist noch weitestgehend unklar. Sie tritt bei vielen Menschen urplötzlich ohne Vorzeichen und in jedem Alter auf und verläuft tödlich. Aus diesem Grund ist die Botschaft: „Es kann jeden treffen – ja auch dich!“
Diese Erkenntnis macht natürlich vielen Menschen Angst und aktiviert das emotionale Grundbedürfnis nach Sicherheit massiv. Man ist der Entstehung der Krankheit praktisch schutzlos ausgeliefert, doch eines der stärksten emotionalen Bedürfnisse des Menschen ist der Wunsch nach Schutz und Vermeidung von Gefahren. Aus diesem Grund werden sehr viele Leute vor allem auch von den Sicherheits-Zentren im Gehirn dazu animiert, sich aktiv an der Kampagne der ALS Ice Bucket Challenge zu beteiligen, um darauf aufmerksam zu machen und zu spenden. Denn klar ist: Je mehr Geld zur Erforschung dieser Krankheit zur Verfügung steht, desto besser stehen die Chancen auf die Entdeckung von Heilungsmöglichkeiten. Und dies dient letztendlich natürlich wieder dem eigenen Schutz und der eigenen Sicherheit.

Lernlektion Nr. 3: Wer Menschen zum Handeln animieren will, muss dafür sorgen, dass ihnen die Möglichkeit des Verlustes einer wichtigen Sache bewusst wird und sie sich aktiv dagegen schützen können. Es muss ja nicht immer gleich um Leib und Leben gehen, aber grundsätzlich ist Angst vor (möglichen) Gefahren ein starker Antreiber. Achtung allerdings an dieser Stelle: Wenn Menschen auf Dauer nur über Angst, also über die Sicherheits-Emotion aktiviert werden, fühlen sich auf Dauer immer unsicherer und unglücklicher und werden nicht lange leistungsfähig sein können (viele Grüße an dieser Stelle an Felix Magath).

Grundemotion Nr. 4: Bindung und Fürsorge (Sozial-System)

Im Gehirn eines jeden Menschen gibt es Areale, in denen die Grundbedürfnisse nach Verbundenheit und Fürsorge beheimatet sind. Ich nenne dies das Sozial-System, denn jeder Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen. Der Grund dafür ist, dass dies seine Urerfahrung im Leben ist. Ohne die Hilfe und Verbundenheit von anderen Menschen (Eltern, insbesondere der Mutter), hätten wir weder unser Leben erlangt, noch hätten wir bis heute überleben können. Diese ursprünglichste Lebenserfahrung ist ganz tief unterbewusst gespeichert, weswegen im Kern seines Herzens jeder Mensch sich danach sehnt, mit anderen Menschen (oder auch Aktionen, Bewegungen) verbunden zu sein und gleichzeitig auch selbst die Möglichkeit zu haben, helfen zu können.

Auch im Fall der ALS Ice Bucket Challenge ist dies z.B. durch die berührende Hintergrundgeschichte gegeben. Die Initiatoren der Challenge sind Corey Griffin, der tragischerweise bei einem Badeunfall Mitte August ums Leben gekommen ist, und der ehemalige Baseball-Spieler Pete Frates. Letzterer leidet ebenso wie Stephen Hawking selbst an der Nervenlähmungs-Krankheit, wodurch es ihm sehr am Herzen liegt, die ALS Forschung bekannt zu machen und zu unterstützen. Aus diesem Grund hatte er die Idee zur ALS Ice Bucket Challenge und initiierte diese Kampagne.
Auch allgemein ist die Hilfe und Unterstützung von Personen, die unverschuldet schwer unter einer Krankheit leiden natürlich etwas, das Menschen emotional bewegt. Ganz unabhängig davon ist aber übrigens auch die Verbundenheit mit den vielen Unterstütztern der ALS Ice Bucket Challenge selbst, ein starker Motivator. Sich als Teil einer Bewegung oder Kampagne zu fühlen, bei der man auch noch gemeinsam hilft, motiviert und emotionalisiert Menschen kulturübergreifend extrem. Hier ist das Internet natürlich das perfekte Medium, um sich diese Verbundenheit auch täglich in Erinnerung rufen zu können.

Für alle Neugierigen unter Ihnen habe ich jetzt noch eine neurobiologische Zusatzinformation: Es wurde in Studien nachgewiesen, dass Menschen, die sich über soziale Netzwerke (z.B. Facebook) mit anderen „verbinden“, ein deutlich erhöhter Wert an Oxytocin im Körper festgestellt werden konnte. Oxytocin ist vereinfacht gesagt das „Kuschelhormon“ oder auch „Treuehormon“ des Menschen. Es wird immer dann ausgeschüttet, wenn wir mit anderen Menschen in engem körperlichen Kontakt (Kuscheln, Umarmungen, Küssen) stehen oder uns treu verbunden fühlen. Sie sehen also: Auch das Internet kann dabei helfen, sich verbundener zu fühlen und diese Emotion (zumindest auf einer Ebene) zu befriedigen. Dass es natürlich am schönsten ist, wenn hierbei noch die reale körperliche Ebene dazu kommt, das ist unumstritten.
Lernlektion Nr. 4: Wer Menschen motivieren möchte, muss dafür sorgen, dass sie sich verbunden als auch zugehörig fühlen und am besten auch die Möglichkeit haben, anderen Menschen (Schwächeren) aktiv helfen zu können.

Sie sehen also: Auf Basis des LEBENS STERNS kann man den großen Erfolg der ALS Ice Bucket Challenge sehr gut nachvollziehen und erklären. Was für die Kampagne der ALS Ice Bucket Challenge gilt, kann man übrigens aber generell auch bei anderen sehr erfolgreichen Filmen, TV-Serien oder sonstigen Initiativen beobachten. Es geht immer um die Befriedigung von möglichst vielen Grundemotionen. Je mehr emotionale Grundbedürfnisse bei Menschen angesprochen werden, desto stärker wird auch ihr Interesse und Engagement dafür sein. Denn je mehr Energie im Inneren entsteht, desto mehr Energie kann ich im Außen investieren. Beachten Sie das in Zukunft auch in Ihrem eigenen Leben, wie z.B. im Umgang mit Ihren Mitarbeitern, Ihren Kunden und im privaten Umfeld. Je mehr Grundemotionen im Leben fehlen, desto geringer ist der Antrieb. Und das Gegenteil ist genauso der Fall :-)

Herzliche Grüße,

Ihr Steffen Kirchner

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