Jeder Mensch sehnt sich nach einem Heimatgefühl. Denn tief im Innersten haben wir alle ein tiefes Bedürfnis nach Werten wie Sicherheit und Geborgenheit. Diese Bedürfnisse erfüllt uns unsere Heimat. Doch was genau ist Heimat eigentlich? Ist Heimat gebunden an einen Ort, oder ist es nicht vielleicht sogar sehr viel mehr, was echte Heimatgefühle ausmacht und uns innere Erfüllung und Ruhe verleiht? Auf diese Frage muss jeder Mensch seine eigene Antwort finden. In diesem Beitrag präsentiere ich Ihnen meine Antwort und somit die dritte Lebenslektion aus 2013. Sie lautet: „Wahres Heimatgefühl findet man in seinem Lebenspartner.“
Ich persönlich definiere den Begriff „Heimat“ in meinem Leben anders als es üblicherweise getan wird. Heimat ist für mich kein Ort. Heimatgefühl hat für mich weder damit zu tun, wo ich herkomme, noch damit, wo ich wohne. Echtes Heimatgefühl ist mehr. Mehr als Heim und Haus, mehr als Heimatstadt, mehr als Heimatland. Heimat ist Heimat, deutsch und unübersetzbar. „Heimat – A German Dream“ heißt ein englisches Buch. Die Autorinnen versuchen ihren Landsleuten das deutsche Wort mit den Begriffen „homeland“ und „roots“ nahezubringen – der Ort der Verwurzelung. Man merkt: Nur schwer lässt sich für den Verstand mit Worten beschreiben, was nur mit dem Herzen gefühlt werden kann.
Der Sprachwissenschaftler W. Schmidt versuchte sich in einer Definition des Begriffs „Heimat“ einmal so: „Heimat ist die menschliche, landschaftliche und geschichtliche Umwelt, in der sich der Mensch identifiziert, rational und emotional bindet und sichert.“ Damit kommt man der wahren emotionalen Bedeutung des Heimatgefühls immerhin schon näher. Denn nicht zufällig nennt Schmidt das Wort „menschlich“ als Erstes.
Heimat ist aus meiner Sicht vor allem und insbesondere die menschliche Umwelt, in der wir uns emotional binden und sichern. Unsere „menschliche Umwelt“ ist schlicht und einfach die Gesamtheit unserer Beziehungen. Und welche Beziehung (außer die zu den eigenen Eltern) ist die tiefste und wichtigste für jeden Mann und jede Frau? Natürlich die zu einem Liebes- und Lebenspartner. Diese Partnerschaft ersetzt zwar nicht sämtliche zwischenmenschlichen Beziehungen, aber dennoch ist sie das Kernstück des menschlichen Beziehungsnetzwerks. Selbst der beste Freundeskreis und funktionierende soziale Netzwerke, können einen echten Lebenspartner niemals ersetzen. Wirkliche Stabilität und bedingungslose Geborgenheit erfährt der Mensch nur in einer echten Partnerschaft, die auf ebenso bedingungsloser Liebe aufgebaut ist.
Heimatgefühl ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Besonderheit
Daher ist es mit der Liebe genauso wie mit der Heimat: Solange sie da ist, spürt man sie oft gar nicht bewusst. Sie ist wie gute Luft, die man atmet und für selbstverständlich hält. Erst wenn etwas davon fehlt, erkennt man seinen Wert. Dann schmerzt die Lunge oder eben das Herz. Und im Bezug auf unser Heimatgefühl ist dies kein bisschen anders, wie es Theodor Fontane seinerzeit schon treffend auf den Punkt brachte: „Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen.“
Wer sich fremd fühlt, leidet unter einem Mangel an echter Zugehörigkeit. Ein solcher Mensch kann hingehen, hinfliegen oder hinziehen wo er möchte – sein Heimatgefühl wird er nirgendwo finden. Denn echtes Heimatgefühl ist ein innerer Zustand den man nur durch Verbundenheit mit einem Menschen bekommt, der einen liebt wie man ist, ohne dass man dafür Leistungen erbringen oder Erwartungen erfüllen zu müsste. Auch Statistiken unterstützen diese These. Nur 11 % der Deutschen verbinden beispielsweise mit dem Begriff „Heimat“ ihr Land oder ihre Stadt. Für 89 % werden Heimatgefühle ausgelöst durch ihren näheren Familien- und Freundeskreis und vor allem durch ihren Lebenspartner. Erst kürzlich schrieb mir eine Frau auf meiner Facebook Fanseite in einer Mail folgenden Satz: „Wo ich mich geborgen fühle und Vertrauen habe, bin ich zu Hause.“
Gefühlskonditionierung durch Globalisierung und Zeitoptimierung
Heimatgefühl ist etwas, dass in unserer heutigen Gesellschaft für viele Menschen immer schwerer zu verwirklichen ist. Je schärfer der Wind der Globalisierung weht, desto schwieriger wird es für viele, dieses emotionale Bedürfnis zu stillen. Die Wirtschaft braucht immer weitere Räume für ihre Entfaltung und die Menschen verlieren dabei jede Bodenhaftung, sowie die wesentliche zwischenmenschliche Verbindlichkeit zueinander. Alles ist dem Profit und vor allem dem allgegenwärtigen Zeitdruck untergeordnet. Immer muss es schnell gehen, denn die Zeit rennt. In der Büropause machen wir einen schnellen Powernap, anstatt des Mittagsschlafs und holen uns dann einen Coffee-to-go, sozusagen als zeitsparende Nachspeise auf das Fastfood, das wir zuvor hastig in uns hineingestopft haben. Multitasking-Fähigkeiten sind Grundvoraussetzungen um einen Job zu bekommen und schnelle Emails werden durchdachten Briefen zu 90% vorgezogen. Man rast mit Highspeed durchs Internet, lernt SpeedReading und liest lieber Buchzusammenfassungen auf getAbstract.com, anstatt richtige Bücher. Wie soll da noch Zeit für Gefühle bleiben, wenn man seinen Zeitplan so eng taktet, dass man nur noch maschinell funktioniert?
Gefühle zuzulassen und zu erleben braucht einen ganz speziellen Faktor: Zeit! Aus diesem Grund kann auch niemand ein Heimatgefühl entwickeln, der sich selbst keine Zeit für Gefühle gibt.
Die Lösung auf der Suche nach dem Heimatgefühl lautet also tatsächlich „Zeit“. Denn nur wer sich diese gibt, wird auch wieder seine echten inneren Gefühle und somit Bedürfnisse wahrnehmen. Nur wer ab und an aus dem Hamsterrad des ständigen Arbeits- und To-Do-Listen-Irrsinns aussteigt und sich am Wochenende nicht durch pausenlose Privattermine, Verpflichtungen, Besäufnisse, Freizeitunterhaltungsprogramme selbst ununterbrochen ablenkt, kann diese Wahrnehmung für diejenigen Werte wieder bekommen, die ihn tatsächlich glücklich machen. Können Sie es denn noch – 15 Minuten einfach dasitzen und nichts tun? Einfach nur da sein. Ohne Handy, ohne Musik im Hintergrund, ohne Fernseher und ohne Gedanken an zukünftige Aufgaben? Vielleicht probieren Sie diesen kleinen Selbsttest heute einfach interessehalber mal aus und beobachten sich selbst dabei.
Einen Lebenspartner zu finden der einem ein Heimatgefühl gibt, braucht Zeit! Und eine möglicherweise schon (oder noch) bestehende Partnerschaft zu pflegen, braucht ebenfalls Zeit. Nur wer sich selbst diese Zeit gibt, anstatt vor den eigenen Gefühlen und wahren Bedürfnissen dauernd davonzulaufen, erfährt am Ende, was ihm wirklich wichtig ist und was seine tatsächliche Heimat ist. Wer ankommen will, muss nicht ständig unverbunden herumreisen, sondern ab und an mal stehen bleiben, damit ihm Wurzeln wachsen können.
Hi Steffen,
ich wollte Dir noch kurz vorm Jahreswechsel Grüße aus Igersheim schicken, vielleicht kannst Du Dich noch an uns erinnern…. Deine Gedanken zur Heimat sind sehr gut, ich leite sie auch meiner Tochter weitere, die zum Thema Heimat eine Bachlorarbeit als Kunstpädagogin fertigt. Aber Du musst nochmals durch den Text gehen, da sind einige Fehler drin. Das ist schade und tut Deiner Professionalität Abbruch.
Wenn ich Deine Mail richtig interpretiere, dann geht’s Dir saugut. DAs freut mich sehr. Ich wünsche Dir also, dass alles so gut weiter geht und auch 2014 wieder ein richtig gutes Jahr für Dich wird.
Liebe Grüße und Happy New Year aus Igersheim!
Ingrid Kaufmann Kreusser
Hallo liebe Ingrid,
danke für Deine lieben Zeilen und das wertvolle Feedback. Ich liebe aufmerksame Leser :-) Die Fehler wurden mittlerweile korrigiert, danke.
Natürlich erinnere ich mich noch an Dich und den schönen Vortragstag bei Euch in Igersheim. Ich freue mich, wenn wir uns mal wieder sehen. Ja, es geht mir wirklich sehr sehr gut! Ich hoffe Dir auch.
Viele liebe Grüße,
Steffen Kirchner
Jetzt wird mir so einiges klar…
Ganz herzlichen Dank für die so lange gesuchte Inspiration!
Was für ein großartiger Artikel!!! Selbs auf der Suche nach Heimat, kann ich jeden Punkt absolut unterstreichen. Und dennoch fällt es eben nicht leicht, selbst wenn man sich der nötigen Ansätze bewusst ist.