Der unglaubliche Sieg von Borussia Dortmund im Champions League Viertelfinale gegen Malaga, mit zwei entscheidenden Toren in der Nachspielzeit (92. und 94. Minute), hatte in erster Linie weder mit Zufall noch mit Glück zu tun. Vielmehr waren es zwei mentale Erfolgsstrategien, die nahezu in Perfektion befolgt wurden und das für unmöglich gehaltene Ziel doch noch möglich machten.
Nicht nur bei Borussia Dortmund, sondern generell im Spitzensport ist es das Ziel, in den sogenannten FLOW zu kommen. Das meint den Zustand des bekannten „Tunnelblicks“, in dem Sportler vollständig auf ihr Ziel fokussiert sind. Jeder Sportler kennt das: Alles fühlt sich leicht und selbstverständlich an, man hat seine Emotionen im Griff, bewertet die Geschehnisse in diesem Moment nicht so stark und flippt in großartigen Momenten nicht vor Freude aus. Alles läuft gut, oft sogar optimal.
Im FLOW: Das Unterbewusstsein führt und schaltet Emotionen ab
In diesem Zustand schaltet das Bewusstsein ab und man läuft sozusagen auf Autopilot. Unterbewusste Programme übernehmen die Führung, manchmal auch Notfallprogramme und Instinkte. Das bedeutet: Die Bewertung bestimmter Ereignisse (egal ob positiv oder negativ) ist nicht mehr so stark, denn Bewertung und Beurteilung ist eine Aufgabe des Bewusstseins. Das Unterbewusstsein bewertet nicht, sondern ist neutral. Es steuert und lenkt lediglich. Und jetzt kommt das Entscheidende: Emotionen entstehen aus der individuellen Bewertung der Dinge, die passieren. Die Folge: Je mehr ich die Bewertung von Ereignissen abschalten kann, desto fokussierter kann ich ein Ziel ansteuern. Topsportler können sich in wichtigen Spielen und Momenten von ihren Emotionen abkoppeln, und sich zu 100 Prozent auf ihr Ziel konzentrieren.
Diese Effektivität, die Sportler im Flow erzielen, bedeutet nicht, dass es ihnen egal ist, wie das Spiel läuft. Das würde zu mangelnder Aufmerksamkeit und Spannung – und damit zu geringerem Einsatz und schlechterer Leistung – führen. Vielmehr geht es darum, mit Herz zu spielen, also mit totaler Leidenschaft und Hingabe.
Mit der „Next Play-Strategie“ schaffte Borussia Dortmund das Unglaubliche
Der Slogan von Borussia Dortmund bringt es auf den Punkt: „Echte Liebe“. Und Liebe ist eine Leidenschaft. Der BVB hat genau das im Spiel gegen Málaga gelebt, hat mit Liebe und Leidenschaft gespielt und hat sich dem Spielverlauf total hingegeben. Ihre Emotionen hatten die Spieler zwar nicht die gesamte Spielzeit im Griff (die Bedeutung des Spiels war ihnen sichtlich anzumerken). Im Laufe der Partie spielte die Kicker von Borussia Dortmund jedoch mehr und mehr in den Flow. Emotionen wurden abgeschaltet. So waren sie nach dem Gegentor zum 1 : 2 nicht am Boden zerstört, und minutenlange Beschwerden beim Schiedsrichter aufgrund der Abseits-Fehlentscheidung gab es auch nicht. Das Gleiche passierte beim Anschlusstor zum 2 : 2 durch Marco Reus. Keine großer Jubel, keine große Bewertung, einfach weiterspielen.
Das Wichtigste im Spitzensport ist die „Next Play-Strategie“. Das bedeutet, dass man mit seinen Gedanken und dem Fokus immer im jetzigen Moment bleibt sowie bereits geschehene Ereignisse sofort abhakt und zur nächsten Aktion übergeht. Das Ziel von „Next Play“ ist es, so schnell wie möglich umzuschalten. Das bedeutet: Torchance vergeben => direkt abhaken, sofort abdrehen, auf die richtige Position laufen, Gegenspieler wieder ins Auge nehmen. Gegentor => akzeptieren, abhaken, Ball holen, zum Anstoßpunkt tragen, Aufstellung, Angriff. Eigenes Tor => egal, Ball holen, zum Anstoßpunkt tragen, Aufstellung, wieder Angriff und so weiter. Diese Next-Play Strategie setzte Borussia Dortmund an diesem Tag nahezu in Perfektion um.
Die Emotionen brachen sich dann nach Spielende Bahn, und das ist richtig und wichtig. Im Fall gestern waren das Tränen der Freude bei Borussia Dortmund und Tränen der Enttäuschung beim FC Málaga.
Besser kann man es nicht erklären!