Die 4 größten Karrierelügen

Karrierelügen

Karrierelügen gefährden die persönliche Entwicklung

Für die „Führungskraft 2020“ gelten die alten Wirtschaftswunder-Wahrheiten nicht mehr. Wer die Fragen von morgen mit den Antworten von gestern versucht zu beantworten, läuft blindlings in eine Sackgasse. In diesem Blog möchte ich Ihnen vier große Karrierelügen vorstellen, die sich junge Menschen im Wirtschafts- und Berufsleben bewusst machen sollten, um nicht in eine Falle zu laufen. Diese Lügen blockieren die Entwicklung von Mitarbeitern und Führungskräften, wenn diese kritiklos übernehmen, was ihnen vorgegeben und was von ihnen verlangt wird. Wer seine erste Anstellung sucht oder eine Veränderung plant, tut gut daran, sich einen Ort zu suchen, an dem die Zukunft schon begonnen hat.

Karrierelüge Nr. 1: Du musst Ziele erreichen

Natürlich sind Ziele wichtig. Aber es ist eine der größten Karrierelügen, dass es dabei auf die Ziele an sich, bzw. die Zielerreichung ankommt. Das Ziel, mehr Gewinn mit Reifen zu machen, ist nicht der Sinn eines erfolgreichen Reifenherstellers. Es ist nur das Mittel, mit dem der Zweck des Unternehmens erreicht wird: mit effizienten Reifen Autos sicher und somit Menschen glücklicher zu machen. Und nur weil dieser Zweck die Mitarbeiter unglaublichmotiviert, ist der Reifenhersteller so erfolgreich.
Auch für Mitarbeiter sind Ziele nur ein Mittel. Die drei wesentlichen Attraktivitäts- und Leistungsfaktoren eines Arbeitsplatzes sind Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit und  Gestaltbarkeit. Gestaltungsfreiheit ist dabei besonders wichtig, denn Menschen wollen von
Natur aus wachsen, d.h. (sich) mit kreativer Freiheit gestalten und entwickeln. Das können sie nicht mit kreativen Daumenschrauben. Die Gallup-Studie von 2012 zeigt die dramatisch hohe Zahl der Arbeitnehmer, die entweder Dienst nach Vorschrift machen oder schon innerlich gekündigt haben.
Wer also eine neue Herausforderung sucht, sollte ein Unternehmen wählen, mit dem er sich nicht nur über das Geld identifizieren kann. Denn an Geld gewöhnt man sich schnell. Gestalten, ändern, wachsen, revolutionieren – das hört nie auf und schafft den Nährboden
dafür, mit Spitzenleistung Spitzenjobs zu bekommen.

Karrierelüge Nr. 2: Du musst ein Experte sein

Fachwissen ist zwar wichtig, muss aber auch Wirkung zeigen. Es kommt darauf an, die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Arbeitnehmer müssen zum Agenten dieser einzigartigen Persönlichkeit werden. Nur wer zum Menschenexperten wird und dies auch ausstrahlt, wer dabei aktiv und effektiv kommuniziert, wird gestalterischen Einfluss nehmen. Zusätzlich ist es wichtig, über den Tellerrand des eigenen Fachbereiches
hinauszublicken. Nur wer aktiv eine Brücke von seiner Insel zu einer anderen schlagen kann, nimmt an der Kommunikation teil.
Erfolgreiches Networking im Job braucht zwei Säulen: Kommunikationsfähigkeit und das Wissen, wie man fachlich beim anderen andocken kann. Nur dann führt Fachwissen zum Erfolg.

Karrierelüge Nr. 3: Du musst immer nur Leistung bringen

Reines Leistungsdenken kann einen Mitarbeiter weit bringen, auch weit an den Abgrund. Es gehört zu den größten Karrierelügen die seit Jahrzehnten verbreitet werden, dass man einzig und allein durch ständige Topleistungen an die Spitze kommt.
Es kommt vielmehr auf die eigenen positiven Emotionen an, weil Leistung allein weder das eigene Feuer entzündet, noch ansteckendend auf andere wirkt. Es geht nicht darum Leistung- und Zeitmanagement zu optimieren, sondern die eigene Energie sowie die eigenen guten Gefühle zu optimieren. Wer als Führungskraft Mitarbeiter begeistern will, tut das nicht mit Ergebnissen, sondern für Ergebnisse. Und so bemisst sich der Wert, den man für „sein“ Unternehmen hat, nicht nach der Leistung, sondern nach dem Grad der Emotionen, die einen selbst und andere zur Leistung und zum Wachstum motivieren.

Karrierelüge Nr. 4: Eigenlob stinkt

Wer möchte heute noch nach der Devise leben, dass Bescheidenheit der sichere und risikoarme Weg zu einem kleinen, aber stabilen Glück ist? Wenn eine Kündigungswelle durchs Unternehmen schwappt, spült sie zuerst jene aus der Tür heraus, die ihre Arbeit still, angepasst und „nur ordentlich“ machen. Denn egal, ob Beförderung oder Freisetzung: Wenn zwei gleich gut sind, gewinnt der mit der stärkeren Persönlichkeit. Oder wie mein geschätzter Rednerkollege Hermann Scherer so schön sagt: „Was hilft es, der Beste in etwas zu sein, wenn keiner davon weiß?“
„Positive Unbescheidenheit“ ist psychologisch davon getragen, sich selbst wertzuschätzen und einen begründeten Stolz auf seine Leistung in sich zu tragen, aber diesen auch nach außen zu präsentieren. Mit Arroganz hat dies nichts zu tun, denn Arroganz erhebt sich über andere. Selbstdarstellung beleuchtet lediglich den eigenen Wert. Hier ist der gesunde Egoismus eines „Ich bin gut und bin mir wichtig“ absolut nicht fehl am Platz.

Altes und neues Denken

Jede einzelne dieser Karrierelügen ist Teil eines überholten Denkmodells. Wir sind bereits einen Schritt weiter: Auf das Zeitalter von Zielfixierung und Leistungsfetischismus folgt die Ära des Sinns, der Emotion und der Kreativität. Und auch wenn viele es nicht glauben wollen: Die Ergebnisse werden noch besser sein, als sie es jetzt schon sind. „Du kannst, weil Du darfst, was Du willst.“ So muss es heißen – und daran sollten Sie sich orientieren.

Steffen Kirchner | Speaker & Mentalcoach | www.steffenkirchner.de

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