Die Kraft der Entscheidung – Wie Du wirklich etwas veränderst

Der Hauptgrund, warum viele Menschen nicht das Leben führen, das sie beruflich oder privat gerne hätten ist, dass sie in Wahrheit keine Entscheidung dafür getroffen haben. Viele glauben zwar, sie hätten sich für etwas entscheiden, doch in Wahrheit wissen sie im besten Falle nur das, was sie nicht mehr wollen, doch das ist noch längst keine Entscheidung für das, was sie anstatt dessen wollen. In diesem Artikel erkläre ich Dir, wie Du eine echte Entscheidung triffst, die dann auch tatsächlich etwas in Deinem Leben verändert.

Vor ein paar Jahren arbeitete ich mit einem Athleten aus dem Schwimm-Leistungssport zusammen. Er hatte viel Talent, doch es mangelte ihm an konstanter, disziplinierter Arbeit für den Erfolg. Allzu oft arbeitete er ganz unbewusst nur mit maximal 80% Engagement und Einsatz und blieb somit deutlich hinter seinem tatsächlichen Leistungsvermögen. Um die Erfolge zu erreichen, die er laut seinen Aussagen erreichen wollte, reichte dies natürlich nicht aus. Dies frustrierte ihn selbst am meisten und er begann an sich und seinen Fähigkeiten zu zweifeln. Wir besprachen seine Karriereziele und was er dafür zu tun hätte, also den Preis, den es dafür zu bezahlen gilt.

Möchtest Du noch, oder willst Du schon?

Während eines Trainings, lehnten wir entspannt im Wasser am Beckenrand nebeneinander und ich begann ihm die entscheidende Frage zu stellen: „Bist du wirklich bereit, den Preis für diese Ziele zu bezahlen? Willst du das wirklich unbedingt erreichen?“ Er schaute mich verdutzt an und antwortete: „Ja natürlich möchte ich das erreichen. Deswegen bin ich ja täglich hier im Wasser und trainiere.“ Ich erwiderte: „Ich weiß, dass du diese Ziele erreichen möchtest. Ich frage dich aber, ob du es wirklich willst.“ Er sah mich an wie ein Auto. Total irritiert fragte er mich: „Ja ich möchte und will das. Was soll die komische Frage, das ist doch das Gleiche!“

Nun war es für mich an der Zeit, ihm einen wichtigen Unterschied klar zu machen. Ich sagte zu ihm: „Du möchtest doch hier im Wasser keinesfalls ertrinken, oder?“ Er bejahte: „Ja das möchte ich logischerweise nicht“, sagte er lachend. Ich erwiderte: „Gut, bist du dann bereit für ein kleines Experiment?“ Er lächelte und bejahte wieder. Urplötzlich warf ich mich auf ihn und drückte ihn unter Wasser. Wir kämpften!

Am Anfang nahm er das Ganze nicht sonderlich ernst, so dass er meinen Angriff mit relativ wenig Gegenwehr über sich ergeben ließ. Er dachte ich würde nur spielen. Doch ich wollte nicht nur spielen. Als er merkte, dass ich ernst machte und ihn längere Zeit unter Wasser hielt und keinerlei Anstalten machte ihn wieder nach oben zu lassen, fing er plötzlich an, sich zu wehren. Er wurde aktiver, dynamischer, brutaler, bis er sich mir schlussendlich wirklich mit aller Macht entgegensetzte. Am Ende befreite er sich und gab mir neben ein paar sehr unsanften Hieben auch noch ein paar wutentbrannte Schreie mit: „Bist Du wahnsinnig du Arschloch?? Was soll die Scheiße? Willst Du mich umbringen?“

Ich sah ihn aus einem gewissen Sicherheitsabstand mit ernster Mine an und sagte: „Nein, für umbringen werde ich nicht bezahlt. Aber ich habe Dir gerade gezeigt, was echtes Commitment bedeutet, das Du in Deinem Job nämlich bis heute noch nicht einmal wirklich gegeben hast!“ Er verstand kein Wort von dem was ich meinte und ich begann es ihm zu erklären.

Die drei Levels der Entscheidungsstärke: Möchten | Wollen | Müssen

Was war passiert? Zu Beginn, also noch vor meiner Tauchaktion, war seine Einstellung ein „Möchten“. Er sagte auch, er „möchte“ keines falls im Wasser ertrinken. „Möchten“ ist eine schwache Absichtserklärung. Sie gibt an, was wir am Ende gerne haben oder vermeiden würden. „Möchten“ hat jedoch kaum Energie. Es setzt einen nicht in Bewegung. Es aktiviert nicht. Es stimuliert Dein Energielevel nicht und initiiert keine Verhaltensänderung bei Dir.

Als er länger im Wasser war, hat sich nach und nach etwas immer mehr an seiner Einstellung verändert. Aus dem „Möchten“ wurde ein „Wollen“. Das Wollen aktiviert unser Energielevel. Wir kommen vom Denken ins Handeln. Wir spüren auch seelisch, dass wir ein Ziel nicht nur durch Nachdenken und Hoffen erreichen können, sondern dass wir uns dafür in Bewegung setzen müssen. Wer etwas will, fängt an dafür aktiv zu werden.

Am Ende unseres Kampfes war aus seinem „Wollen“ ein „Müssen“ geworden. Es gab keine Alternative mehr. Es ging nicht mehr darum, etwas erreichen zu möchten oder zu wollen, sondern es um jeden Preis erreichen zu müssen. Diese Alternativlosigkeit initiiert in Dir einen mentalen Ausnahmezustand. Du fokussierst Dich komplett und richtest Deine Sinne maximal intensiv auf das aus, was für Dich jetzt wichtig ist. Die Umstände sind vollkommen egal, Schwierigkeiten werden ausgeblendet – es gibt keine Ausreden mehr. Du hast in diesem Zustand nicht mehr nur das Gefühl, etwas schaffen zu wollen sondern es erreichen zu „müssen“. Alles hängt davon ab! Und genau diese Energie brauchst Du, wenn Du wirklich etwas in Deinem Leben verändern und erreichen willst.

Ich gebe zu, meine damalige Methode für diesen Denkanstoß war etwas radikal. Heute würde ich das so auf keinen Fall mehr machen. Doch manchmal können solche Schockerlebnisse wahre Wunder bewirken. Mein Schwimmer wollte mich nach der Tauchaktion am liebsten verprügeln, doch nach 5 Minuten hatte er die Lektion verstanden und war mir sehr sehr dankbar für diese Erkenntnis. Er hatte verstanden, dass er noch längst keine Entscheidung für seine Ziele getroffen hatte. Seine tägliche Leidenschaft, mit der er seine Ziele verfolgte, war nicht ausgeprägt genug. Das lag daran, dass ihn das Ziel, das er sich gesetzt hatte, nicht stark genug emotionalisierte. In der Folge arbeiteten wir gemeinsam an einem neuen Ziel, das ihn emotional so bewegte, dass er diese unbändige Leidenschaft in sich spürte, dieses Ziel unbedingt erreichen zu MÜSSEN! Er konnte es sich nicht vorstellen, jemals seine Karriere zu beenden, ohne für dieses Ziel alles gegeben zu haben. Das veränderte in der Folge sein tägliches Trainingsverhalten und über einen relativ kurzen Zeitraum dann auch seine Ergebnisse und Erfolge.

Zu wieviel Prozent hast Du eine Entscheidung getroffen?

Frage Dich also: Wie hoch ist mein Commitment in Prozent? Zu wieviel Prozent hast Du wirklich eine Entscheidung getroffen, etwas Neues zu erreichen oder etwas Altes zu beenden bzw. loszulassen? Wer etwas nur haben MÖCHTE, dessen Commitment liegt bei 0 – 50 %. Er wird auf seinem Weg warten und hoffen, dass er vorwärts kommt. Wer etwas haben WILL, hat meist eine 80%ige Entscheidung getroffen. Diese Person wird ihren Weg gehen und auch wieder auf ihn zurückkehren, wenn sie mal davon abgekommen sein sollte. Wer etwas haben MUSS, der hat eine 100%ige Entscheidung dafür getroffen. Diese Person verfolgt nicht nur ihren Weg, sondern sie MACHT sich ihren eigenen Weg, falls sie keinen finden sollte.

Die Macht Deines freien Willens liegt nicht darin, Dir die schönen Dinge auszusuchen, die Du gerne haben möchtest. Die Macht Deines freien Willens liegt vielmehr darin, die Kraft zu entwickeln, auch das Schwere und Unangenehme zu tun, um das zu verwirklichen, was Du unbedingt erreichen willst.

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2 Gedanken zu „Die Kraft der Entscheidung – Wie Du wirklich etwas veränderst

  1. Hallo, ich habe den Text gelesen und erkannt dass ich vom wollen bereits beim müssen angelangt bin.So werde ich also für mein Ziel alles geben, um es zu erreichen. Vor einem Jahr war ich noch beim möchten. dann lange beim wollen und erst seit kurzem bin ich beim müssen. Ich muss mein Ziel erreichen (y)

  2. Hallo, Auch ich habe den Text mit grossem Interesse gelesen und bin vom Inhalt dieses Textes voll begeistert,. Wie recht Du doch hast, lieber Steffen. Möchten – Wollen – Müssen – sind die 3 Stufen auf der Leiter , respektive dem Weg zum Ziel —STEP -.TO STEP Es sind die 3 Etappen-
    ziele zum Erfolg, denn es ist einfacher ein Etappenziel zu erreichen, als gleich den Sprung zum Endziel zu wagen !
    Dein Beispiel aus Deiner Sportmentalcoacherfahrung finde ich toll und sehr anschaulich. Genau so funktioniert es im Mentalcoaching. Dein Beispiel erinnert mich etwas an das tibetische Mentalcoaching der Shaolinmönche !
    Ich freue mich, dass ich “ zufällig“ ( gibt es Zufälle ) gestossen bin und noch vieles von Dir lesen und erfahren kann !!

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