Jeder Mensch ist grundsätzlich motiviert – vor allem Kinder. Ich arbeite seit Jahren mit ihnen, im Leistungssport und in der Talententwicklung, und werde häufig von Schulen als Motivationsexperte und Vortragsredner angefragt. Lehrer und Eltern sind immer wieder ratlos, warum ihre Schüler und Kinder keine Lust aufs Lernen haben und scheinbar völlig unmotiviert sind. Die Motivation ist aber nicht der Kern des Problems. Einen Anteil trägt natürlich unser Bildungssystem, aber davon will ich hier nicht anfangen. Vielmehr will ich Dir konkrete Tipps geben, was DU tun kannst, um Leidenschaft bei Kindern zu wecken – ob bei Deinen eigenen oder Dir anvertrauten.
Dass sich Motivation nicht trainieren lässt und welche Mythen sich noch um dieses Thema ranken, habe ich ausführlich in meinem Buch „Totmotiviert?“ behandelt. Daher hier nur ein paar wichtige Punkte in Kürze.
Was Du über Motivation wissen musst:
- Trotz der zahlreichen Angebote an „Motivationstrainings“ gilt: Motivation lässt sich nicht trainieren.
- Trainieren lassen sich lediglich Willenskraft und Disziplin.
- Seinen Ursprung hat der Begriff Motivation im lateinischen Wort motivum, was so viel heißt wie Bewegung oder Antrieb.
- Jeder Mensch verfügt über die gleichen emotionalen Grundbedürfnisse wie Bedeutsamkeit, Sicherheit oder Verbundenheit. Sie sind aber bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt.
- Ich strebe immer dorthin, wo ich meine emotionalen Bedürfnisse befriedigen kann.
- Motivation ist daher immer defizitär geleitet. Sie geht dorthin, wo ich etwas ausgleichen kann, was mir bisher fehlt. Diese Defizite hat jeder Mensch, daher ist Motivation auch nicht trainierbar. Ich kann sie nicht besser oder schlechter machen. Was ist tun kann, ist diese Defizite zu erkennen und zu befriedigen oder nicht.
- Was Menschen manchmal fehlt ist daher nicht die Motivation, sondern ein klares Bewusstsein für das, was sie wirklich wollen. Ihnen fehlt die Orientierung. Nicht Training, sondern Bewusstwerdung ist daher der Schlüssel zum Glück.
„Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will“
Dieses Zitat stammt vom französischen Dichter Francois Rabelais und ich benutze es sehr gerne. Müssen wir ein Baby dazu animieren, seine Umwelt zu erforschen? Nein! Neues zu entdecken und verstehen zu wollen liegt in unserer Natur. Wichtig ist nur, die Leidenschaft und Begeisterung aufrechtzuerhalten oder wieder neu zu entfachen. Wer lediglich von außen vorgegebene Ziele erreichen soll, beispielsweise durch die Schule oder die Eltern, entwickelt dabei keine positiven Emotionen.
Gefördert wird Wissen, nicht die Lust am Wissen
Für die individuellen Motive der Kinder ist im Schulsystem oft kein Platz. Wissen wird meist vermittelt, aber nicht gemeinsam entdeckt. Aber auch außerhalb dieses starren Schulsystems gibt es individuelle Auswege:
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Über Visionen und Träume sprechen anstatt über Noten:
Gute Zensuren allein begeistern wenige. Sind es doch nur Zahlen in einem System. Emotionen sind es, die Menschen wirklich bewegen. Du kannst Dir daher sparen, mit Deinem Kind über die letzte Mathenote zu sprechen und welche Note das Ziel für die nächste Klausur ist. Entwickle mit Deinem Kind lieber gemeinsam einen Traum, für den es innerlich brennt: Ein Lebenstraum oder Fernziel, das über den Schulabschluss hinausgeht, denn Träume sind mit Emotionen verbunden. Die zentralen Fragen lauten: Was würde ich in meinem späteren Leben am liebsten machen? Wie könnte ich mir diesen oder einen ähnlichen Traum erfüllen? Kinder arbeiten für Träume, nicht für Zahlen.
Streiche den Standardsatz „Und wie war’s heute in der Schule?“ aus Deinem Fragenkatalog und spreche mit Deinem Kind wieder über Träume. Ermutige es bei der Verfolgung der eigenen Visionen – ganz gleich, ob Du sie persönlich für unrealistisch hältst. Wenn Kinder für etwas in ihrem Leben kämpfen, können sie sich weiterentwickeln. Auf dem Weg zum Ziel wird den Meisten von alleine klar, dass es sinnvoller ist, die Zielvision zu korrigieren und auf eine realistischere Ebene zu bringen.
Kinder werden von alleine realistisch. Zerstöre nicht zu früh ihre Träume, denn solange ein Mensch Träume hat, geht er motiviert durch seinen Alltag. Wenn ein Kind seine Vision kennt und weiß, worauf es langfristig gesehen hinarbeitet, werden die kurzfristigen Hürden wie Schulaufgaben auch mit mehr Energie in Angriff genommen.
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Die individuelle Motivation entdecken
Wir müssen akzeptieren, dass Kinder und junge Menschen anders motiviert sind als wir selbst. Um ihren inneren Antrieb zu erkennen, musst Du ihnen zuhören. Was liebt Dein Kind? Ist es ein Sportnarr? Ist es gerne für sich alleine oder ein Herdentier? Manche Kinder lernen deswegen ungerne, weil sie dabei meist alleine sind. Viele Kinder brauchen die Gruppe, das Teamwork, den ständigen Austausch mit Menschen. Sie sind in einer Lerngruppe viel besser aufgehoben als alleine an ihrem Schreibtisch. Mache Dir bewusst, wobei Dein Kind strahlende Augen bekommt, denn hier liegen seine inneren Motive verborgen. Genauso wichtig ist aber auch, wovor Dein Kind am meisten Angst hat, denn auch hier liegen Motive im Gegenteil verborgen.
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Dem Kind die lange Leine lassen
Kinder, die Angst davor haben, alleine gelassen zu werden, sind klare Beziehungsmenschen. Sie brauchen einen ihnen wohlgesonnenen Partner. Meistens gilt jedoch: Wahlfreiheit motiviert Menschen. Wer jemanden an die kurze Leine nimmt, fesselt sich damit selbst. Nur Kinder, die Raum zur Entwicklung bekommen, können wachsen. Mütter und Väter, die ihre Kinder zur Selbstständigkeit erziehen, vergrößern auch deren Selbstmotivation.
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Wetten abschließen
Manche Kinder sind über Harmonie zu motivieren. Viele über den direkten Wettbewerb, denn Kinder lieben Spiele. Ist Dein Kind ein Wettkampf-Typ und sucht gerne den Vergleich mit anderen? Mache aus einem Ziel ein Wettspiel und vereinbare Preise für Erfolg oder Misserfolg. Das sorgt für ein emotionales Erlebnis. Aber Achtung: Es geht nicht darum, Dein Kind mit Lob und Belohnungen zu überschütten. Je nach Persönlichkeit kann Lob sogar zu Verunsicherung und einer Verschlechterung der Leistungen führen oder Du züchtest Dir damit einen kleinen Belohnungsjunkie heran. Lob und Belohnungen müssen richtig eingesetzt werden und funktionieren nur bei einer intakten persönlichen Beziehung.
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Mit Spaß zum Erfolg
Die Wissenschaft hat gezeigt, dass das Gehirn nur einhergehend mit Spaß richtig gut lernen kann. Sorge für Lockerheit und Freude, anstatt mit Deinem Kind verbissen auf etwas hinzuarbeiten. Und gönne Deinen Kindern Zeit für intensive Entspannung, das heißt nicht einfach nur passiv Fernsehen oder YouTube-Videos schauen, sondern gezielte Aktivitäten, die sie auf andere Gedanken bringen und ihnen spielerisch neue Erfahrungen ermöglichen.
Willst Du mehr darüber erfahren, wie du Deine und die Persönlichkeit Deiner Kinder stärken kannst? Willst Du Dich weiterentwickeln und Deinen Zielen näherkommen? Dann empfehle ich Dir den Besuch meines zweitägigen Lebensstark-Seminars. Hier bekommst Du fundiertes Wissen und erprobte Erfolgs- und Glücksstrategien, die mit viel Spaß, Lebensfreude und sehr positiven, bewegenden Emotionen kombiniert werden.
Dein Steffen Kirchner