Drei Sofortmaßnahmen um Perfektionismus loszuwerden

Foto: Antoni Shkraba (pexels.com)

Wann bist Du Perfektionist und wann kannst Du auch mal Fünf gerade sein lassen? Was unterscheidet toxischen Perfektionismus von dem Wunsch, etwas gut zu machen und wie kannst Du konstruktiv mit Perfektionismus umgehen? Heute zeige ich Dir drei konkrete Sofortmaßnahmen, mit denen Du genau das herausfindest und im Alltag umsetzen kannst. Los geht’s!

Perfektionismus hat gute und schlechte Seiten

Ich gebe zu: Früher war ich ein richtig Perfektionist. Das lag vor allem an meiner leistungssportlichen Erziehung. Bei uns war es wichtig, der Beste zu sein, mich gegenüber anderen zu behaupten und zu gewinnen. Ich habe dadurch eine Art „Vergleichsdenken“ entwickelt, d.h. ich verglich mich permanent mit anderen. Dadurch wurde ich zwar angespornt und besser, aber nicht glücklicher. Irgendwann kam ich an dem Punkt, an dem ich eine Entscheidung treffen musste. Wie ist das bei Dir?

„Möchtest Du perfekt oder glücklich sein?“

Bei vielen Menschen ist die Antwort klar und sie wählen „glücklich sein“. Warum versuchen wir denn dann überhaupt perfekt zu sein? Bei mir war es die Tatsache, dass es immer jemand Besseren in meinem (sportlichen) Umfeld gab und so gut wollte ich auch sein. Ich habe mich permanent verglichen und immer auf die Leute geschaut, die dort waren, wo ich gern sein wollte.

In einem gewissen Maße ist das in Ordnung, weil es Dich inspiriert. Aber in dem Moment, wo es Dich frustriert und klein macht, musst Du etwas dagegen tun. Ich hatte zum Beispiel nicht nur den Ehrgeiz besser zu werden, sondern gleichzeitig Angst, nicht besser zu werden und von anderen (vermeintlich schlechteren Sportlern) überholt zu werden.

Ich hatte früher die Hoffnung, dass alles enden würde, wenn ich die Nummer Eins werde. Dann wäre ich perfekt, hätte das perfekte Ergebnis erzielt. Aber ich musste feststellen, dass das eine Illusion ist. Ich hatte das große Glück in den vergangenen Jahren mit Weltmeistern, Olympiasiegern und den Besten auf ihrem Gebiet zu arbeiten. Und ich konnte immer wieder dasselbe beobachten: Perfektionismus endet nie. Du bist immer auf der Suche nach jemand Besseren, nach höheren Idealen und wenn es die nicht gibt, kreierst Du ihn einfach um Deinem Perfektionismusstreben nach zu kommen. Getreu dem Motto: Höher, schneller, weiter. Damit läufst Du Deinen Idealen hinterher und bemerkst gar nicht, dass Du Dich in einem Hamsterrad befindest. Das ist ein Spiel, das Du nicht gewinnen kannst.

Durchbrechen kannst Du den Kreislauf nur, wenn Du aussteigst. Und das kannst Du durch drei effektive Sofortmaßnahmen.

Die erste Sofortmaßnahme gegen Perfektionismus

Für mich und viele Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, haben diese Maßnahmen gut funktioniert.

1. Schritt:
„Komme mit Deinem Perfektionismus in Frieden.“

Was heißt das nun genau? Perfektionismus ist Teil Deiner Persönlichkeit oder einer Dir nahestehenden Person. Du hast ihn erlernt, aufgeschnappt, entwickelt. Wenn Du nun den Perfektionismus ablehnst, lehnst Du somit einen Teil von Dir ab und bist im Widerstand mit Dir selbst. Du möchtest mit dem Perfektionismus Deinem Wunsch nachkommen, gut in dem zu sein, was Du tust. Du möchtest gute Ergebnisse, schnell sein und eine hervorragende Qualität abliefern. Das ist per se nicht schlecht, nur ist die Ausprägung zu hoch. Diese Ausprägung des Perfektionismus ist toxisch, aber die eigentliche Absicht dahinter ist eine Positive. Es ist deshalb wichtig, dass Du Dich mit dem Kern, also dem Wunsch „alles gut machen zu wollen“ hinter der Ausprägung identifizierst und nicht mit dem Perfektionismus.  

Ein Schritt nach dem anderen

Erst nachdem Du Schritt 1 verstanden und umgesetzt hast, kannst Du zum 2. Schritt übergehen.

2. Schritt:

„Erkenne die (positiven) Geschwister Deines Perfektionismus.“

Du fragst Dich jetzt bestimmt, was ich damit meine. Also: Der Perfektionismus ist kein Einzelkind und kommt immer mit einem Haufen Geschwister daher. Wenn ein Mensch versucht perfekt zu sein, bedarf es einiger Persönlichkeitsmerkmale und Eigenschaften.

Jetzt überleg Dir mal, wo Du perfektionistische Züge an den Tag legst und falls Du das tust, was Du dafür brauchst?

Welche Eigenschaften braucht ein Perfektionist?

  • Hohe Hartnäckigkeit, denn perfekt wird man nicht über Nacht
  • Performance Gedanke (Verbesserungsanspruch)
  • Entwicklungsbereit
  • Motiviert
  • Detailorientiert und fokussiert
  • Willenskraft
  • Widerstandsfähigkeit

Wenn Du bereits weißt, dass Du perfektionistisch veranlagt bist, dann frage Dich, wie sich das äußert und welche Eigenschaften Du dazu nutzt. Löse Dich von der toxischen Ausprägungen und schau auf die Tools dahinter. Welche Merkmale besitzt Du dadurch? Bist Du z.B. widerstandsfähiger geworden und erholst Dich schnell von Rückschlägen und welche anderen Stärken hast Du noch entwickelt? Analysiere Dich und Dein Verhalten, um Dich im Anschluss auf Deine Stärken und Werkzeuge zu fokussieren. Wie kannst Du diese konstruktiv einsetzen? Überlege im Zuge dessen, wofür Dich die Menschen in Deinem Umfeld schätzen und lieben? Du wirst feststellen, dass sie Dich auch für Fähigkeiten schätzen, die durchaus mit dem Perfektionismus in Beziehung stehen.

Detailorientiertheit kann eine positive Eigenschaft sein.<br>Foto: Christina Morillo (pexels.com)

Deswegen ist es auch nicht möglich den kompletten Perfektionismus abzulegen, denn damit verlierst Du auch andere wichtige Eigenschaften (die Geschwister), die Du dadurch gewonnen hast.

Deswegen ist es wichtig, dass Du Dich von diesem toxischen Perfektionismus löst und auf Deine Persönlichkeitseigenschaften fokussierst. Diese gilt es auf eine konstruktive, reife und ausbalancierte Art und Weise zu leben. Damit kommst Du in Balance und nutzt diese Werkzeuge für Dich.

Gesunder Perfektionismus

Und damit sind wir auch schon beim dritten Schritt.

3. Schritt:
„Finde die gesunde Entsprechung zum Perfektionismus.“

Was wäre eine gesunde Form? Ich gebe Dir ein Beispiel aus meinem Alltag. Ich nehme gern den Podcast draußen auf meiner Terrasse auf. Das habe ich kürzlich auch wieder und erst später bemerkte ich, wie windig es war. Der Ton war somit nicht sonderlich gut und ich bin reingegangen und habe das Ganze nochmal eingesprochen. Früher hätte ich das solange wiederholt, bis das Ergebnis absolut perfekt ist. Ich habe mich aber gegen den Perfektionismus entschieden und für ein sehr gutes – oder wie ich es nenne exzellentes – Ergebnis.

Ich habe mich dadurch von meinem toxischen Perfektionismus gelöst und strebe dennoch eine exzellente Leistung, also eine bessere als Standard, an. Ich möchte immer noch jeden Tag bessere Ergebnisse und mich weiterentwickeln, aber ich muss dabei nicht perfekt sein.

Foto: Andrea Piacquadio (pexels.com)

Für Dich bedeutet das, dass Du Dir die Dinge genauer anschaust, wo Du sehr perfektionistisch bist und Dir überlegst, was eine gesunde Herangehensweise wäre. Wie kannst Du Deine positiven Eigenschaften, die Du durch den Perfektionismus erlernt hast, einsetzen? Zunächst wäre z.B. ein Schritt faire Ziele zu formulieren. Verausgabe Dich nicht bei der Erreichung der Ziele, also stress Dich nicht, überfordere Dich nicht und leide nicht. Dann ist es nicht perfekt. Lenke Deinen Fokus nicht nur auf die Zielerreichung, sondern nimm Dich selbst mit und behalte alles im Blick. Schließe Dich selbst nicht aus, sondern sieh zu, dass es auch dir gut geht. Ja, Du sollst Deine Ziele erreichen und das auch gut bzw. exzellent, aber eben nicht um jeden Preis und nicht perfekt.

Wie kannst Du das zukünftig anwenden? Wie sieht gesunder Perfektionismus für Dich aus?

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Umsetzung der drei Sofortmaßnahmen.

Dein Steffen Kirchner

PS:

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